BuchLiquiditätsmechanismus

Der Liquiditäts Mechanismus


Der Liquiditäts Mechanismus


Zusammenfassung
 
1
 

TEIL B
 
 
 

Erläuterung der in dieser Untersuchung verwendeten Begriffe
 
3
 
 
 
 

TEIL I
 
 
 

1.
 
Der Liquiditätsmechanismus im Bankensystem der Türkei
 
6
 

1.1
 
Das Defizit im Informationsfluß
 
6
 

1.2
 
Die Banken
 
9
 

1.3
 
Der Zweck dieser Untersuchung und die darin verwendete Methodik
 
9
 

1.4
 
Der Begriff ‘’ Liquiditätsmechanismus ‘’
 
10
 

1.5
 
Der Liquidationsmechanismus im Jahre 1982
 
12
 

1.5.1
 
Auswertung der Tabelle
 
14
 

1.6
 
Kredite,Einlagen und Kassenbewegungen im Jahre 1982
 
15
 

1.7
 
Ergebnisse des Jahres 1982
 
16
 

1.8
 
Tagesergebnisse der obenstehenden Tabelle
 
17
 
 
 
 

TEIL II
 
 
 

2.
 
Die Beziehung zwischen kurzfristiger Ausschüttung, Geldumlaufgeschwindigkeit und Inflationsrate in der Türkei
 
19
 

2.1
 
Die Geldumlaufgeschwindigkeit
 
19
 

2.2
 
Ein Vergleich zwischen Änderungen des Ausschüttungsvolumen und Preisänderungen
 
20
 

2.3
 
Das Verhältnis zwischen Geldausschüttung, Geldumlaufgeschwindigkeit und Inflationsrate in der Türkei
 
21
 

2.4
 
Schlußfolgerung
 
26
 
 
 
 

TEIL III
 
 
 

3.
 
Die Ungültigkeit des Geldvermehrungsfaktors
 
28
 

3.1
 
Einleitung
 
28
 

3.2
 
Die Berechnung des Geldvermehrungsfaktors
 
28
 

3.3
 
Schlußfolgerung
 
35
 
 
 
 

TEIL IV
 
 
 

4.
 
Der Liquiditätsmechanismus und einige Theorien aus dem Wirtschaftsbereich
 
36
 

4.1
 
Die Keynes’sche Theorie
 
36
 

4.1.1
 
Die Ungültigkeit des Keynes’sche Prinzips
 
38
 

4.1.2
 
Der theoretische Ansatzpunkt bei der Berücksichtigung von Investitionen und Spareinlagen ist ungültig
 
39
 

4.1.3
 
Die eigentliche Form von Investitionen und Ausgaben
 
39
 

4.2
 
In Entwicklungsländern ist eine restriktive Geldpolitik ungültig
 
40
 

4.3
 
Was sind Nachfragewellen
 
41
 

4.3.1
 
Die Realisierung von Investitionen
 
41
 

4.3.2
 
Wie Nachfragewellen entstehen
 
42
 

4.3.3
 
Die Entstehung von Eigenkapital aus vorhandenen Ressourcen
 
43
 
 
 
 

TEIL V
 
 
 

5.
 
Angaben zu der 1990 in der Türkei in potentielle Investitionen umleitbaren Geldmenge
 
45
 

5.1
 
Durchschnittliche Tagesauszahlungen (Liquiditätsmechanismus)
 
45
 

5.2
 
Gibt es genügend Quellen ?
 
47
 

5.3
 
Die potentielle tägliche Investitionssumme des Liquiditätsmechanismus
 
49
 

5.4
 
Die potentielle Investitionssumme für 1990
 
50
 

5.5
 
Die Gesamtinvestitionen im Jahre 1990 in der Türkei verglichen mit dem Investitionspotential der Banken
 
52
 
 
 
 

TEIL VI
 
 
 

6.
 
Zusammenfassung
 
54
 
 
 
 

TEIL VII
 
 
 

7.
 
Schlußfolgerung
 
55
 

Zusammenfassung

1.Im Bankensystem existieren zwei Geldflüsse,von denen der eine Kapital von den Banken in die Wirtschaft und der andere von der Wirtschaft ins Bankensystem schleust. Diesen Geldverkehr bezeichnen wir als Liquiditätsmechanismus.

2.In der Türkei beläuft sich das Kapital, das im Jahre 1990 täglich von den Banken in die Wirtschaft floss auf 2.2 Milliarden $ Auch das aus der Wirtschaft ins Bankensystem fließende Kapital beläuft sich täglich auf 2.2 Milliarden $. Der von diesen beiden Strömungen ausgeschüttete Geldfluß bleibt jeden Tag für beide gleich.

3.Der Bargeldumlauf in der Türkei belief sich im Jahre 1990 auf insgesamt 563,2 Milliarden $.

4.Wenn von der gesamten Bargeldaußchüttung von 563.2 Milliarden $ nur 5% für Investitionen verwendet würde,könnte für 28,1 Milliarden $ investiert werden.Dieser Investitionsbetrag ist um 2,7 Milliarden $ höher als die Summe der von der Öffentlichen Hand und Privatsektor in der Türkei getätigten Investitionen von 25,4 Milliarden $

5.Also gibt es genügend Geldquellen.Allerdings werden diese Quelle nicht für Investitionen verwendet.

6.Der Liquiditätsmechanismus beläuft sich auf 42,2% des sich pro Tag im Umlauf befindeten Geldvolumens. D.h. Die Banken pumpen alle zweieinhalb Arbeitstage soviel Kapital in die Wirtschaft, wie sich überhaupt im Umlauf befindet.

7.Die reale Umlaufgeschwindigkeit des Geldes wurde erstmal durch diese vorliegende Untersuchung gemeßen.Dabei wurde festgestellt,daß die reale Umlaufgeschwindigkeit des Kapitals,das die Banken in die Wirtschaft schleußen,während dreier Jahre monatlich zwischen 6,1 und 9,2 mal schwankt. D.h. Das Bankensystem in der Türkei pumpt monatlich im Durchschnitt 7,7 mal soviel Geld in die Wirtschaft,wie das gesamte im Umlauf befindliche Kapital.


Ausser den oben erwähnten Tatsachen hat diese vorliegende Untersuchung folgende Ergebnisse aufzuweisen:
1.Das Keynesischen Prinzip von der Gleicheit der Spareinlagen und Investitionen trifft nicht zu.

2.Die Friedmanische Theorie,daß Entwicklungsländern eine restriktive Geldpolitik zu verfolgen sei,ist ein Fehlschluß.

3.Die Keynesische Theorie von den unzureichenden Geldquellen in Entwicklungsländern ist fehlerhaft.

4.Diese Untersuchung beweist,daß es kurzfristig keinen Zusammenhang zwischen Inflation und dem im Umlauf befindlichen Kapital gibt. Dieser Zusammenhang besteht in Wirklichkeit zwischen der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes und im Umlauf befindlichen Kapital.

5.Mit dieser Untersuchung ist es erstmal gelungen,die tatsächliche Umlaufgeschwindigkeit des Geldes zu messen.

6.Diese Untersuchung führt die Theorien von Keynes und Friedman nicht nur adabsurdum,sie deckt auch auf,wie dynamische Fonds und deren Nachfragefluktuation entstehen.

7.Aus dieser Untersuchung geht hervor,daß es sich bei den Einlagen der Banken nicht um Spareinlagen handelt,weil dieses Geld sofort wieder der Wirtschaft zugeführt wird.

8.Es wird festgestellt,daß diese dynamischen Fonds bei der Rückführung in die Wirtschaft die Eigenschaft von
a)Ausgaben annehmen,wenn ausgegeben,
b)Investitionen darstellen,wenn investiert.

9.Solange die Banken ihre Geldmittel der Wirtschaft in die Form von Kredit zur Verfügung stellen,führt der hohe Kreditzins in von der Inflation betroffenen Ländern dazu, daß Investitionen verhindert werden,daß die Preise steigen,ergo zu einer vermehrten Inflation.


Diese Untersuchung zeigt klar,daß die Banken unbedingt Kapital anhäufen sollten, anstatt Kredite zu verteilen. Die Zeit ist jetzt reif dafür, daß die in der Entwicklung befindlichen islamischen Staaten

in der sich schnell veränderten Welt der 90’er Jahre nicht mehr klassischen Methoden sondern mit Hilfe der potentiellen Mittel des Geldflusses zu einem dritten Machtblock werden.

Erläuterung der in dieser Untersuchung verwendeten Begriffe

Liquiditätsmechanismus

Der Geldfluß vom Bankensystem in die Wirtschaft und von der Wirtschaft ins Banken system.

Wer nicht täglich Geld braucht,zahlt das Geld in seinen Händen auf ein Bankkonto ein. Das ist der Geldfluß von der Wirtschaft ins Bankensystem.Gleichzeitig hebt jener, der Geld benötigt,dieses von den Banken ab.Dies ist seinerseits die Bargeldaußchüttung von den Banken in die Wirtschaft. Diese täglich einander gleichkommenden Geldein-und-ausgänge bilden zusammen den Liquiditätsmechanismus.

Geldumlaufgeschwindigkeit

Der Multiplikationsfaktor des gesamten Kapitals im Umlauf mit dem monatlich vom Bankensystem in die Wirtschaft fließenden Geld zeigt an,in welchem Verhältnis das Bankensytem das Geld im Umlauf umwälzt.

Dieser Zahlenwert ist die von den Banken verursachte Geldumlaufgeschwindigkeit.Wenn das Geld,das monatlich von den Banken in die Wirtschaft fließt,nicht bekannt ist,kann auch die reelle Geldumlaufgeschwindigkeit nicht ausgerechnet werden.

Das Saldosystem im Informationsfluß

Der Gesamtwert der monatlichen Außchüttung der Banken in die Wirtschaft stellt auf einer bestimmten Ebene die Nachfrage dar.Der größte Teil der Quellen dieser Nachfrage(ca.90%) sind Einlagen und Kredite.Nennen wir diesen Gesamtwert A.

Der Wert B,der aus der Wirtschaft in die Banken zurückkehrt,steht auch nicht fest. Bekannt ist nur (A-B).D.h.:im Saldosystem ist das während eines Monats (z.B.) von den Banken in die Wirtschaft ausgeschüttete Kapital,das die Grundlage für die Nachfrage bildet,unbekannt.

Das weiteren nicht bekannt ist ,wieviel Kredittilgungen vorgenommen werden und was auf die Kundenkonten eingeht.Bekannt ist nur der monatliche Restanteil,der nach Abzug des zurück in die Wirtschaft fließenden Kapitals von den Bankeneinzahlungen übrigbleibt. Verdeutlichen wir an einem Beispiel,wie wenig uns also bekannt ist.


1-
 
A=30 trillionen
 
B=28 trillionen
 
A-B = 2 trillionen
 

2-
 
A= 3 trillionen
 
B= 1 trillion
 
A-B = 2 trillionen
 

Wenn 1) A = 30 Trillionen wäre und

B = 28 Trillionen wäre,dann wäre der Restanteil

A – B =2 Trillionen

Er betrüge aber auch 2 Trillionen,falls

2) A = 3 Trillionen und

B =1 Trillion wäre.

Obwohl im ersten Beispiel die Nachfrage in der Wirtschaft 10 mal größer ist als im zweiten,kommt per Saldo derselbe Betrag heraus.Daran sehen wir überdeutlich,wie wenig uns bekannt ist und wie irreführend unser Wißen sein kann.

Denn es ist nicht der Restbetrag,sondern ein Wißen um die tatsächliche Menge des ein- und ausgehenden Geldes,das für vernünftige wirtschaftliche Entscheidungen eine Grundlage bilden kann.

Der Kapitalmultiplikator (Multiplier)

Der Kapitalmultiplikator errechnet sich aus dem Verhältnis von Kapitalangebot durch die Kapitalbasis.


                           M

Multiplier = k = ——–

                           B
 
Money Supply=M=C+D

C=Money in Circulation

D=Total Deposits

Monetary Base=B=C+R

C=Money in Circulation

R=Reserves
 

Diese Information kann den wöchentlichen Bilanzauszügen der Türkischen Nationalbank entnommen werden.Wir sehen ,daß sowohl der Zähler als auch der Nenner dieser Gleichungen den Wert C enthalten.Also ist das Verhältnis auch abhängig von

D

——–

R

Es intereßiert demnach das Verhältnis der Gesamteinlagen D zu den Reserven R.

Die Reserven bestehen aus 5 Kompenenten :

1-Bareinlagen (Cash)

2-Freie Einlagen auf der Türkischen Nationalbank

3-Aktienanteile und Obligationen

4-Die gesetzlich vorgeschriebenen Reserven der Landeszentralbank

5-Die gesetzlich vorgeschriebenen Reserven der Staatinvestitionbank.

Die Gesamteinlagen D im Verhältnis zu den Reserven sind gleich dem Verhältnis der beiden Saldobeträge.Dieses Verhältnis sagt uns nur ,wieviel mal größer die Gesamteinlagen als die Reserven sind.

Das umgekehrte Verhältnis zeigt uns also,welcher Betrag dieser Einlagen abgesichert wäre,falls die Gesamtkonten aller Banken auf einen Schlag abgehoben würden.

Der Kapitalmultiplikator gilt innerhalb der Finanzierungskette als einer der wichtigsten Schlüßel für den Beobachter.Wenn man aber diese theoretische Annahme mit den reellen Zahlen der Praxis vergleicht,muß man zu dem Schluß kommen,daß der Kapitalmultiplikator im Finanzwesen und ganz besonders beim Entstehen der Inflation keiner der Grundfaktoren ist.

Oder: Der Kapitalmultiplikator zeigt nicht,daß Geldreserven wachsen und kann bei der Berechnung der Inflation nicht als Grundlage dienen.

1.DER LIQUIDITÄTSMECHANISMUS IM BANKENSYSTEM DER TURKEI

1.1 DAS DEFIZIT IM INFORMATIONSFLUSS

Gegenwärtig bemühen sich die Entwicklungsländer um den wirtschaftlichen Aufstieg,indem sie von theoretischen Modellen ausgehen. Dabei müßte das Anwendungsmodell des Aufstiegs sich auf statistische Angaben aus allen Bereichen stützen. Daraufhin müßten sich ständig an der Verifizierung dieser Angaben neu orientierende Zielsetzungen anschließen. Durch konstante Fehlerkorrekturen wäre es somit möglich den wirtschaftlichen Aufstieg zu realisieren.

Da Angaben,auf die sich die Zielsetzungen stützen,tatsächliche statistische Werte des jeweiligen Laqndes sind,setzt die Auswertung jeder Angabe ein neues Ziel bwz.bildet einen Ausgangspunkt für neue Entscheidungen.

Eine Maßnahme im Licht dieser Entscheidung wird neue Daten bringen,deren Auswettung wiederum zu Korrekturen an der Zielrichtung führen,bei denen die Abweichungen mit berücksichtigt werden.Die Anwendung dieses System ist abhängig davon,daß kurzfristig statistische Auswertungen an die ausführenden Organe weitergeleitet werden.

Falls dieses System zur Anwendung kommt,werden statische und langfristige Entscheidungen durch dynamische und kurzfristige ersetzt. Obwohl es juristisch gesehen plausibel erscheint,kurzfristige,dynamische Entscheidungen kritisch zu sehen,erscheint es uns doch als angemeßenes Lösungsmodell für ein Entwicklungsland,das den wirtschaftlichen Aufschwung anstrebt.Jeder neue Schritt wäre der wirklichen Situation angepaßt.

Statistiche Werte sollten nicht 6-9 Monate alt sein,sie müßten zügig die tägliche Situation widerspiegeln und die nötigen Angaben insgesamt enthalten. D.h.:Statistische Werte sollten kein trockener Wißenstofft sein,der uns erst erreicht, wenn alles schon entschieden und somit zu spät ist. Sie sollten vielmehr täglich neu erstellte Werte darstellen,die der Wirtschaft zur Orientierung dienen.Falls die Entscheidungsträger im Augenblick des Geschehens informiert werden,können sie ihre Entscheidungen darauf stützen und die Wirtschaft wird im Lichte dieser Informationen ausgerichtet.

Kurz gesagt: Zuerst tägliche Informationen für die Entscheidungsträger,dann erst Entscheidungen auf dem Gebiet der Wirtschaft. Es ist nicht schwer,dieses Ziel zu erreichen.Über die elektronische Datenverarbeitung können Informationen von Börsen,Banken,Märkten,aktiven Einrichtungen,von der Türkischen Nationalbank und aus noch anderen Quellen täglich an die Informationszentrale weitergeleitet werden.

In der Türkei gibt es das Bankensystem die von der Türkischen Nationalbank geforderten Daten wöchentlich und z.T.monatlich an diese weiter.Die Türkische Nationalbank veröffentlicht die besagten wöchentlichen Angaben mit durchschnittlich 20 tägiger Verspätung in ihren offiziellen Bulletins.Die regelmäßig alle 3 Monate erscheinenden Veröffentlichungen der Türkischen Nationalbank können meistens gar erst mit 6 monatiger Verspätung erscheinen.

Da nur ein Teil der in den 3 monatlichen Veröffentlichungen enthaltenen Informationen in den wöchentlichen Bulletins wiederkehrt,ist es für die Entscheidungsträger,die diese statistischen Daten als Entscheidungsbasis verwenden müßen,nicht leicht,in kurzer Zeit sich auf dynamische Fakten stützende,kurzfristige dynamische Entscheidungen zu treffen.

Außerdem ist das eigentlich Wichtige,daß sich die von der Türkischen Nationalbank geforderten Auskünfte der Banken,welche die Basis für statistische Daten bilden,auf das ”Saldo-System” beziehen.Bei diesem System hat man keinen Überblick über den Geldwert,der während eines Monats auf die betreffenden Konten gefloßen ist oder von ihnen abgezogen wurde.Man sieht lediglich den Restbetrag,der nach allen Eingängen und Abzügen übrig geblieben ist.

Deswegen zeigen die sich auf das Bankensystem der Landeszentralbank beziehenden statistischen Werte auch nicht an,in welchem Volumen sich während einer Woche oder während eines Monats die Kontenbewegungen vollzogen.Es ist auch nicht ersichtlich, welche Entwicklungen im Bewegungsvolumen eine Entscheidung hervorgerufen hat. Es ist also unmöglich,die reelle Umlaufgeschwindigkeit des Geldes aufgrund dieser statistischen Angaben zu berechnen. Das Ausgehen vom Kontostand ist keine solide Berechnungsbasis für neue Entscheidungen,wil es nicht aufzeigt,inwieweit die bereits gefaßten Entschlüße das Bewegungsvolumen beeinflußen.

Wenn Banken,die mit EDV arbeiten,zu einem System gezwungen werden,bei dem sie auf ihren Informationsverarbeitungsträgern nur den jeweiligen Saldo ablesen können, weil die von der Türkischen Nationalbank geforderten Informationen sich auf den Saldostand beschränken,dann haben diese Banken große Schwierigkeiten. Denn dann kennt ja der Vorstand der Bank das im laufenden Monat vergebene Kreditvolumen nicht,und,noch schlimmer,die Tilgungsrate deßelben Monats ebensowenig. Es ist eine traurige Wahrheit,daß hier ein Bankensystem existiert,in dem der Entscheidungsträger die für eine Bank lebenswichtige Information,nämlich wieviel der Kredite im laufenden Monat nicht getilgt werden konnten,nicht erhält.

Bekannt ist lediglich der ”Restbetrag”,der auf den Konten verbleibt,nachdem die Tilgungszahlungen von den Gesamtkrediten abgezogen wurden.Worauf soll sich also ein Entscheidungsträger berufen,der eine neue Entscheidung fällt,wenn er nicht weiß, wieviel Tilgungseingänge er im laufenden Monat zu verbuchen hat,der also auch zukünftige Entwicklungen nicht absehen kann ?

Leider verfolgt die Türkische Nationalbank die oben beschriebene Tatsache niemals auf einer Makroebene,sondern glaubt,ihrer Aufgabe damit zu genügen,daß sie Richtlinien der Risikenzentralisation aufstellt und veröffetlich.Dabei weiß eine Nationalbank,die sich auf Angaben aufgrund des Saldosystems entscheidet,niemals,wieviel Kapital das Bankensystem während eines Monats in die Wirtschaft pumpt.Auch in welcher Höhe Kredite vergeben wurden und wieviel davon den Banken zurückgezahlt wurde,ist ihr unbekannt. Solange die Türkische Nationalbank vom Bankensystem nur die Saldostände verlangt und die Bargeldbewegungen als Input – Output nicht verfolgt,ist es nicht möglich,daß sie ihrer Verantwortung in vollem Maße nachkommt.

 

1.2 DİE BANKEN

Diese Untersuchung beschäftigt sich damit,erstmals vom Makroaspekt aus nicht die Saldostände,sondern das Geldbewegungsvolumen zu untersuchen. Im Jahre 1982 bewegten die 12 größten Banken in der Türkei 89,9% des Geldvolumens. Diese Banken sind in Reihenfolge ihres Umsatzes:

1. Landwirtschaftsbank der Republik Türkei – T.C. Ziraat Bankasi

2. Arbeitsbank der Türkei – T. IS Bankasi

3. Akbank

4. Bau – und Kreditbank – Yapi ve Kredi Bankasi

5. Baumwollbank – Pamukbank

6. Stiftungsbank – Vakyflar Bankasi

7. Volksbank der Türkei – Türkiye Halk Bankasi

8. Baukreditbank der Türkei – Türkiye Emlak Kredi Bankasi

9. Handelsbank der Türkei – Türkiye Ticaret Bankasi

10. Garantiebank der Türkei – Türkiye Garanti Bankasi

11. Istanbul Bankasi

12. Anadolu Bankasi

Anmerkung: Von diesen Banken haben sich die T. Emlak Kredi Bankasi und die Anadolu Bankasi zusammengeschloßen.Somit fiel die Zahl der Großbanken auf 11.

Diese Abhandlung stützt sich auf Angaben zum monatlichen Bewegungsvolumen ( monatliche Soll – und Habenbeträge) der obengenannten Banken aus den Jahren 1982,1983 (vollständig) und 1984(estes Halbjahr) in Bezug auf Kaßenbestände,Einlagen und Kredite. Mit dieser Abhandlung wird das Bankensystem der Türkei, das täglich durchschnittlich 40,3% des tatsächlichen Umlaufvolumens bar in die Wirtschaft pumpt und aus ihr einzieht,erstmals aus der Sicht des reellen Umsatzvolumens untersucht.

1.3 DER ZWECK DIESER UNTERSUCHUNG UND DIE DARIN VERWENDETE METHODIK

In welchem Ausmaß täglich Bargeld in die türkische Wirtschaft gepumpt wird und in welchem Ausmaß täglich dieses Bargeld vom Bankensystem zurückgeholt wird und von welchen Faktoren dieser Geldverkehr der Wirtschaft abhängig ist ,und auf welchen Tatsachen diesesGleichgewicht beruht , will diese Untersuchung zuvorderst aufrund des Liquiditätsmechanismus erläutern.

Die Daten dieser Untersuchung enthalten unter anderem für die 12 größten Banken der Türkei : die monatlichen und jährlichen tatsächlichen Bargeldauszahlungen ,Kontenabhebungen, Kreditvergaben sowie die Bargeldeingänge, Kreditrückzahlungen und Spareinlagen.

Dadurch ist es möglich, von den jährlichen Barauszahlungen den Einlagenund Kreditanteil, sowie den Anteil außerhalb dieser Bereiche festzustellen. Dies ist auch die sekundäre Zielsetzung der vorliegenden Untersuchung. Da in dieser Untersuchung das Umlaufvolumen von Bargeldbewegungen, Einlagen und Krediten enthalten ist, wird es dadurch erstmals möglich, die tatsächliche Umlaufgeschwindigkeitdes Geldes in der Türkei zu meßen. Dieser Umstand stellt diedritte Zielsetzung der Untersuchung dar. Da die in der Untersuchung aufgeführten 12 größten Banken der Türkei am Ende des jahres 1982 89,9% der Einlagen besaßen, werden sie in den vorliegenden Berechnungen als mit 90% vertretengeführt. Von dieser Ausgangsbasis werden die erzielten Ergebnisse auf 100% ergänzt und somit die Gesamtergebniße fürdie Türkei festgestellt.

1.4 DER BEGRİFF “LİQUİDİTÄTSMECHANİSMUS”

So wie der Lebensstoff im menschlichen Körper das Blut ist und wie das Herz diesenStoff in den Körper pumpt, ist das Lebenselement der Wirtschaft das Geld,welches durch das Bankensystem in die Wirtschaft gepumpt wird. Um bei diesem Vergleich zu bleiben,stellt es eine Krankheit für den menschlichen Organismus dar,wenn er zuviel oder zu wenig Blut hat,genauso ist es für die Wirtschaft krankhaft, wenn sie mehr oder weniger Geld zur Verfügung hat,als sie braucht.

Zuviel Geld bedeutet Inflation:zu wenig bedeute Anhäufung der Vorräte,weil die Produktion nicht verbraucht wird.Das Ergebnis ist eine Wirtschaftskrise. Wir sehen also das Bankensystem als Herz an,das das von ihm aus der Wirtschaft erhaltene Geld in Umlauf bringt,und somit eine Art Pulßchlag darstellt,der es in die Wirtschaft pumpt und aus ihr wieder zurückholt.

Da die Bereiche der Wirtschaft nicht alle gleichzeitig mit Geld versorgt sein wollen,behalte einige davon ihr Geld oder bewahren es in ihren Kaßen auf,andere wieder tragen es auf die Bank.Diejenigen,die dieses Geld benötigen,bekommen dieses entweder von den anderen oder vom Bankensystem. Auf diese Weise ereignet sich täglich ein Geldaustausch zwischen dem Bankensystem und der Wirtschaft.

Es gibt also zwei Flüße,von denen der eine die Geldströmung von der Wirtschaft in die Banken und der andere sie von den Banken in die Wirtschaft leitet. Mit dieser Untersuchung wurde der jährliche,monatliche,ja tägliche Geldbetrag,den diese Flüsse mit sich führen,erstmal real festgestellt. Der tägliche Geldfluß vom Bankensystem in die Wirtschaft und der Wirtschaft ins Bankensystem stellt ein derartiges Gleichgewicht her,daß die bewegten Summen fast täglich gleich sind.

Die Bereiche der Wirtschaft,die an einem bestimmten Tag kein Geld benötigen,bringen dieses auf die Banken,während die ,die Geld brauchen,dieses abheben. Auf diese Weise wird jeden Tag soviel Geld von den Banken die Wirtschaft geleitet,wieviel in das Bankensystem eingefloßen ist.Während eines Monats beträgt der Unterschied zwischen dem die Banken aus der Wirtschaft erreichenden Geld und an die Wirtschaft injizierten nur um 1%. Dies betrifft nicht die FORSE Einlagen für Dezember und Januar (im Januar betrug der Unterschied 3,9%,im Dezember 1,1%)

Da es eine monatliche Abweichung von höchstens 1% gibt,und wir davon ausgehen,daß das Monatsergebnis gleich die Summe von 30 Tagesergebnißen darstellt,beläuft sich die Tagesabweichung auf weit unter 1%. Also kann man sagen ,daß das in die Banken fließende und aus den Banken kommende Geld täglich gleich ist,und daß dieses Equilibrium nicht leicht zerstört werden kann.Diesen Strom,der von der Wirtschaft ins Bankensystem und vom Bankensystem in die Wirtschaft fließt,nennen wir den ”Liquiditätsmechanismus”.

Dieser Begriff ist unerläßlich,wenn man die Umlaufgeschwidigkeit des Geldes meßen will.So wie das Blut in unserem Körper vom Herzen ständig angesaugt und herausgepumpt wird,wobei wir diesem Vorgang den Namen ”Pulßchlag” geben,nennen wie den Vorgang, der täglich aus dem Körper der Wirtschaft das Geld sammelt und wieder in diese abgibt,

den ”Liquiditätsmechanismus” oder den Pulßchlag der Wirtschaft.

Und so wie das Herz schlägt,solange wir leben,arbeitet der Liquiditätsmechanismus an jedem Werktag immerfort.

1.5 DER LIQUIDITÄTSMECHANISMUS IM JAHRE 1982

Die gesamten Einnahmen und Auszahlungen der 12 größten Banken der Türkei sind untenstehend für das Jahr 1982 nach Monaten aufgeführt.

TABELLE 1.1

(Millionen $)


Monate
 
Einnahmen
 
Auszahlungen
 
Unterschied
 
Prozentual Unterschied gemessen an den Auszahlungen
 

 
     

Januar
 
12 961
 
13 488
 
-527
 
-3.9
 

Februar
 
13 074
 
13 108
 
-34
 
-0.3
 

Maerz
 
14 941
 
14 791
 
149
 
1.0
 

April
 
14 935
 
14 994
 
-59
 
-0.4
 

Mai
 
14 092
 
14 049
 
43
 
0.3
 

Juni
 
14 234
 
14 169
 
64
 
0.5
 

Juli
 
14 027
 
14 170
 
-143
 
-1.0
 

August
 
16 733
 
16 576
 
157
 
0.9
 

September
 
14 734
 
14 889
 
-155
 
-1.0
 

Oktober
 
15 755
 
15 720
 
35
 
0.3
 

November
 
19 860
 
19 751
 
110
 
0.6
 

Dezember
 
17 749
 
17 556
 
193
 
1.1
 

SUMME
 
183 094
 
183 261
 
-167
 
-0.4
 

Quelle:_Die Daten der 12 grössten Banken,Staatliches Planungsbüro_

1.5.1 AUSWERTUNG DER TABELLE

Es ist offensichtlich,daß die vorübergehenden Einlagen vom Jahresende 1981 im ersten Monat des neuen Jahres abgehoben werden.Daher rühren die erhöhten Abgänge im Januar. Berücksichtigt man diese erhöhten Abgänge nicht,so stellt man fest,daß nach Monaten getrennt der Unterschied zwischen Einnahmen und Auszahlungen mit höchstens 1,1% zu Buche schlägt.Der Mindestunterschied beträgt monatsweise auch einmal nur 0,3%.

Der Jahresunterschied zwischen den Gesamteinnahmen und-ausgaben im Jahre 1982 beträgt nur 0,4% der Gesamtausgaben. D.h: Für das Jahr 1982 ergibt sich ein Unterschied von weniger als einem Promille zwischen Gesamteinnahmen und-ausgaben.Es hat sich ein derartiges Equilibrium eingepielt, daß die Differenz weniger als 1 Promille beträgt.

Im Januar 1982 beträgt der Unterschied gemeßen an den Auszahlungen höchstens 1,1%, sieht man einmal ab von dem anormalen Zustand,der sich aus den FORSE-Einlagen von 1981 ergibt. Bei den Barzahlungen des Bankensystems mögen die beiden Größen Kredit und Einlagen in ihrem Verhältnis alle möglichen Veränderungen aufweisen:jedenfalls ändert sich dieses Ergebnis nicht:Das Geld ,das jeden Tag ausbezahlt wird,kehrt aus der Wirtschaft wieder ins Bankensystem zurück.

Der Unterschied von unten einem Prozent zwischen monatlichen Einnahmen und Auszahlungen zeigt,daß ein Equilibrium zwischen verbuchten Einnahmen und Auszahlungen noch am selben Tag sich einpendelt und auch mit geringen Abweichungen erreicht wird. Der Unterschied wecselt zwischen 0,3% und 1% in den Monaten von Februar bis November und beträgt durchschnittlich 0,63%.Dies bedeutet eine Differenz von weniger als 7 Promille.

Wenn man die anormalen Monate Januar und Dezember noch hinzurechnet,ergibt sich einen jährliche Differenz von 0,94%,wobei sogar dieser Durchschnitt dann noch unter 1% liegt. Dieses Equilibrium,das an jedem Monatsende festgestellt wird,stellt sich das Jahr über mit einer Differenz von durchschnittlich unter 1% immmer wieder ein und sorgt für den Ausgleich von Input und Output.

 

 

1.6 KREDITE,EINLAGEN UND KAßENBEWEGUNGEN IM JAHRE 1982

Die Kredite ,Einlagen und Kaßenbewegungen der 12 größten Banken der Türkei,die 90% der Gesamteinlagen darstellen,mit ihren Ein-und Ausgängen in Zahlen,sind in Tabelle aufgelistet. Aus dieser Tabelle ist ersichtlich,welchen prozentualen Anteil die Gesamtbaraus-und einzahlungen und die kummulativen sowie monatlichen Ein-und Ausgänge jeden Kontos diese Berechnungen ausmachen. Diese Tabelle ist für das Jahr 1982 nach Monaten geordnet.Auch der Tages-und Monatsdurchschnitt wurde mit einbezogen.

1.7 ERGEBNISSE DES JAHRES 1982

Das vom Bankensystem in die Wirtschaft fließende Geld besteht aus Krediten abgehobenen Einlage,notwendigen Ausgaben und Zahlungen. Es wurde ausgerechnet und festgestellt,was der jeweilig anteilige Prozentsatz eines jeden oben aufgeführten Bestandteils dieses Geldes beträgt. Untenstehend befindet sich die Tabelle,aus der zu entnehmen ist,welche Gelder in welcher Höhe und in welchem Prozentsatz innerhalb eines Jahres vom Bankensystem abfloßen.

TABELLE 1.3

 
Millionen $
 
%
 

Gesamtausgaben der Banken
 
183 262
 
100
 

1-Kredite
 
18 065
 
9.9
 

2-Konten
 
147 974
 
80.7
 

3-Notwendige Ausgaben
 
2 496
 
1.4
 

4-Nützliche Ausgaben
 
1 026
 
0.6
 

5-Gesamtauszahlungen der Banken
 
4 142
 
2.2
 

Gesamt =
 
173 702
 
94.8
 

Unterschied =
 
9 559
 
5.2
 

 

Im Jahre 1982 injizirten die Banken aus ihren Kaßenbeständen 183.262 Millionen $ in die Wirtschaft.18065 Millionen $ davon waren Kredite.147.974 Millionen $ dagegen gingen in der Form von Kontenabhebungen an die Wirtschaft (80.7%).Das oben aufgeführte ausgeschüttete Geld beläuft sich zusammen auf 166.039 Millionen $ (90.6%).

Auser diesen beiden Hauptausgabebereichen gingen 4.142 Millionen $ an die Gesamtzahlungen der Banken, 2.496 Millionen $ für notwendige Ausgaben, 1.026 Millionen $ für nützliche Belange.Die Summe in diesem Bereich beläuft sich auf 7.664 Millionen $ (4.2%). Übrig bleiben 9.559 Millionen $. Dieses Geld wurde 1982 von den Banken in der Türkei bar in die Wirtschaft geschleust, ohne daß sie dort für reelle Bedürfniße verwendet werden konnten (5,2%).

Anders ausgedückt wurden in der Türkei 1982 vom Bankensystem Quellen im Wert von 9.559 Millionen $ vergeudet . Diese Geld ist Bargeld, das man in dieser Form in die Wirtschaft schleusen und für Investitionen verwenden könnte.

1.8 DİE TAGESERGEBNISSE DER OBENSTEHENDEN TABELLE

Die Durchschnittstagesausgaben der 12 größten Banken in der Türkei, die circa 90% aller Einlagen des Landes darstellen, belaufen sich auf 716 Millionen $.


Jahresgesamtausgaben

—————————— =

256 Werktage
 
183.262 Millionen $

————————-

256
 
=716 Millionen $
 

 

Wenn wir auf 100% ergänzen,ergibt sich: 716 x 1,111 = 795 Millionen $.

Also beläuft sich der tägliche Input und Output des Liquiditätsmechanismus in der Türkei der täglich den Ausgleich zwischen Einnahmen und Ausgaben schlafft,der Wirtschaft jeden Tag neues Blut zukommen läßt und ebenfalls jeden Tag den gleichen Betrag aus ihr abzieht,nur um es ihr wieder zukommen zu laßen, für das Jahr 1982 auf 795 Millionen $.

 

Jeden Tag werden 795 Millionen $ vom Bankensystem in die Wirtschaft der Türkei gepumpt und kehren am selben Tag ins Bankensystem zurück. Es bildet sich ein Liquiditätsmechanismus, deßen Gleichgewicht von Input und Output täglich regelmäßig hergestellt wird.

Die durchschnittliche Außchüttung im Jahre 1982 betrug 1.857 Millionen $. 42,8% dieses Kapitals repräsentieren den täglichen Pulßchlag des Bankensystems. Anders ausgedrückt fließt Bargeld in Höhe des täglichen Außchüttungsvolumens der Türkei alle zweieinhalb Tage durch das Bankensystem in die Wirtschaft.

İn der Wirtschaft der Türkei lebte das Bankensystem im Jahre 1982 durch einen Liquiditätsmechanismus,der täglich durchschnittlich einen Input und Output von 795 Millionen$ aufwies.

2. DIE BEZIEHUNGEN ZWISCHEN KURZFRISTIGER AUSSCHÜTTUNG,

GELDUMLAUFGESCHWINDIGKEIT UND INFLATIONSRATE IN DER TÜRKEI

2.1 DIE GELDUMLAUFGESCHWINDIGKEIT

Das Verhältnis zwischen dem vom Bankensystem monatlich in die Wirtschaft gepumpten Gesamtbargeld zum Volumen des Geldes im Umlauf zeigt an, wie oft Volumen des Geldes im Lauf (Geldausschüttung) im Bankensystem den Kreislauf durchmacht. Dieser Faktor wird als Geldumlaufgeschwindigkeit im Bankensystem bezeichnet. Die vorliegendeUntersuchung ermöglicht es, die monatlichen Ergebnisse des Liquiditätsmechanismus im Bankensystem zu ermitteln und somit die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes zu berechnen.

In diesem Teil befaßen wir uns mit dem Außchüttungsvolumen und seinem Verhältnis zu den Preisen.Dieses Verhältnis beruht auf Daten für die Jahre 1982, 1983 und 1984 (Januar – Juni) und zwar jeweils für einen Zeitraum von 6 Monaten.

Der Vergleich zwischen dem Verhältnis von Außchüttungsvolumen und Preisen für die Jahre 1982, 1983 und 1984 sieht aus wie folgt:

2.2 EIN VERGLEICH ZWISCHEN ÄNDERUNGEN DES AUSSCHÜTTUNGSVOLUMENS UND PREISÄNDERUNGEN

Tabelle 2.1. Das Ausschüttungsvolumen für 1982 in %

      
Monate
 
 
1
 
2
 
3
 
4
 
5
 
6
 
       

Geldausschüttunsvolumen 1982 %
 
-3,8
 
2,6
 
-3,5
 
7,6
 
-0,4
 
14,6
 

Preisanstieg %
 
-3,6
 
1,7
 
3,9
 
2,6
 
0,9
 
-0,5
 
       

Geldausschüttungsvolumen 1983 %
 
-10,5
 
-0,8
 
1,1
 
1,1
 
-6,1
 
2,9
 

Preisanstieg %
 
4,0
 
1,6
 
3,1
 
2,2
 
1,2
 
3,9
 
       

Geldausschüttungsvolumen 1984 %
 
-8,1
 
-1,6
 
8,8
 
0,4
 
-2,2
 
15,4
 

Preisanstieg %
 
5,3
 
3,6
 
2,3
 
6,4
 
7,3
 
0,5
 

Quelle; 1. Index des Handelsministeriums

2.Wöchentliche Veröffentlichungen der Nationalbank

 

 

In denen Monaten Januar (3,8%=, März (3,5%) und Mai (0,4%) des Jahres 1982 ging das Ausschüttungsvolumen zurück,rief aber auf der Preisebene keinen Rückgang hervor. Der Preisanstieg betrug im Januar 3,6%, im März 3,9%, im Mai 0.9%.Die Geldverknappung zeigte auch in den folgenden Monaten ihre Wirkung.

Im Jahre 1983 fand eine Geldaußchüttungsverringerung vom 10,5% (Januar), 0,8% (Februar) und 6,1% (Mai) statt.Trotzdem konnte der Preisanstieg nicht gebremst werden (Januar 4,0%, Februar 1,6%, Mai 1,2%).Auch in den darauffolgenden Monaten konnten die Preise trotz Geldverknappung nicht aufgehalten werden. 1984 wurde Geldaußchüttungsvolumen im Januar um 8,1%, im Februar um 1,6%, im Mai um 2,2% gedroßelt.

Die Preise hingegen stiegen im Januar um 5,3%, im Februar um 3,6% und im Mai um 7,3%. Als dann im Juni die Geldaußchüttung um beachtliche 15,4% erhöht wurde zogen die Preise in einem vergleichsweise geringen Verhältnis von 0.5% an.

Daran sehen wir, daß Engpäße im Geldaußchüttungsvolumen nicht zu Preissenkungen führen müssen. Auch muß vermehrte Geldausschüttung die Preise nicht unbedingt nach oben treiben. Es kommt im Gegenteil vor, daß die Preise hochgehen, wenn das Geld knapp wird.

2.3 DAS VERHÄLTNIS ZWISCHEN GELDAUSSCHÜTTUNG, GELDUMLAUFGESCHWINDIGKEIT UND INFLATIONSRATE IN DER TÜRKEI

Die Daten für die vorliegende Untersuchung liegen bis einschließlich Juni 1984 vor. Da der Autor nach diesem Datum innerhalb der Organisation für staatliche Planung (DPT) vom Amt für Wirtschaftsplanung an das Koordinationsamt versetzt wurde, und seine Nachfolger die Datensammlung nicht weiter verfolgten, stehen keine neueren Daten zur Verfügung. Um also einen 3-Jahres-Vergleich durchführen zu können, wurde von den 3 Jahren jeweils die Monate Januar bis Juni miteinander verglichen.

Das vom Bankensystem in der Türkei in die Wirtschaft gepumpten Geld findet sich, nach Jahren geordnet, untenstehend.

 
TABELLE 2.2.
 

Jahre
 
Gesamtauszahlungen

(millionen$)
 
Tagesauszahlungen

(millionen $)
 

1982
 
183 261
 
716
 

1983
 
156 475
 
611
 

1984 (x)
 
60 723
 
474
 

Quelle; Daten der Organization für staatliche Wirtschaftsprüfung.

(x) Für 1984 gelten die Auszahlungen von Januar bis Juni.

Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes, die im Finanzierungswesen einen wichtige Rolle spielt, ist bei der Feststellung und Diagnose der Inflation ein Grundfaktor. Vor dieser vorliegenden Untersuchung wurde weder in der Türkei noch sonst irgendwo die tatsächliche Umlaufgeschwindigkeit des Geldes gemessen.Daher hat man ihren Einfluß auf die Inflation bisher auch immer nur in der Theorie diskutiert. In Monaten mit hoher Geldumlaufgeschwindigkeit wird auch bei unveränderter Geldausschüttung die effektive Gesamtnachfrage zunehmen.

In zwei Monaten mit gleichem Geldausschüttungsvolumen ist die Inflationsrate in jenem Monat höher, in dem die Geldumlaufgeschwindigkeit zunimmt, weil mehr Geld auf denMarkt fließt. Untenstehend finden wir einen Vergleich zwischen Preisanstieg und der realen Geldumlaufgeschwindigkeit des türkischen Bankensystems, zusammengestellt und errechnet

 

aus
1.dem tatsächlichen Barvolumen, das die 11 größten Banken der Türkei, 90% der Einlagen und des Kreditvolumens tragen, in den ersten sechs Monaten der Jahre und 1984 in die Wirtschaft pumpten und

2.den restlichen 10%, die sich aus der Aufrundung ergeben, worauf dann das Gesamtbarvolumen durch das Geldausschüttungsvolumen geteilt die Geldumlaufgeschwindigkeit ergibt.


 

 

Tabelle 2.3

Die Geldausschüttung,Gesamtauszahlungen,Geldumlaufgeschwindigkeit und Preisanstieg im Jahre 1982(Angaben in Millionen $)

 
Geldaus-

schüttung
 
Monatl.

Zunahme
 
Gesamtaus-

zahlung der

11 grössten

Banken
 
Gesamtaus-

zahlun an-

derer Banken
 
Gesamtaus-

zahlungen
 
Monatl.

Zunahme
 
Umlauf-

geschwin-

digkeit
 
Preis-

anstieg
 
Preis-

anstieg

Index
 
 
1
 
2
 
3
 
4
 
5
 
6
 
7
 
8
 
9
 
   
%90
 
%10
 
%100
 
%
 
5/1
 
%
 

Januar

Februar

Maerz

April

Mai

Juni
 
2.011

2.063

1.990

2.142

2.133

2.445
 
(3,8)

2,6

(3,5)

7,6

(0,4)

14,6
 
13.487,0

13.108,0

14.791,0

14.994,0

14.049,0

14.169,0
 
1.349,0

1.309,0

1.479,0

1.499,0

1.405,0

1.416,0
 
14.836

14.417

16.270

16.493

15.454

15.585
 
(2,8)

12,8

1,4

(0,8)

0,8
 
7,4

7,0

8,2

7,7

7,2

6,4
 
3,6

1,7

3,9

2,6

0,9

(0,5)
 
21.627

22.002

22.859

23.442

23.650

23.541
 

Quelle; Die wöchentlichen Veröffentlichungen der Nationalbank der Türkei

Die monatlichen Bilanzaufstellungen der grössten 11 Banken

TABELLE 2.4 Die Geldausschüttung,Gesamtauszahlungen,Geldumlaufgeschwindigkeit und Preisanstieg im Jahre 1983 (Angaben in Millionen $)

 
Geldaus-

schüttung
 
Monatl.

Zunahme
 
Gesamtaus-

zahlung der

11 grössten

Banken
 
Gesamtaus-

zahlung an-

derer Banken
 
Gesamtaus-

zahlungen
 
Monatl.

Zunahme
 
Umlaufge-

schwindigkeit
 
Preis

anstieg
 
Preis

anstieg

Index
 
 
1
 
2
 
3
 
4
 
5
 
6
 
7
 
8
 
9
 
   
%90
 
%10
 
%100
 
%
 
5/1
 
%
 

Januar
 
1.735
 
(10,5)
 
11.500
 
1.150
 
12.650
 
7,3
 
4,0
 
17.882
 

Februar
 
1.721
 
(0,8)
 
9.674
 
968
 
10.642
 
(15,8)
 
6,2
 
1,6
 
18.174
 

Maerz
 
1.740
 
1,1
 
12.548
 
1.255
 
13.803
 
29,7
 
7,9
 
3,1
 
18.737
 

April
 
1.888
 
1,1
 
15.801
 
1.580
 
17.381
 
25,9
 
9,2
 
2,2
 
19.150
 

Mai
 
1.773
 
(6,1)
 
9.776
 
978
 
10.754
 
(38,1)
 
6,1
 
1,2
 
8.666
 

Juni
 
1.823
 
2,9
 
14.823
 
1.483
 
16.306
 
51,6
 
8,9
 
3,9
 
20.127
 

Quelle: – Die wöchentlichen Veröffentlichungen der Nationalbank der Türkei

– Die monatlichen Bilanzaufstellungen der grössten 11 Banken

TABELLE 2.5 Die Geldausschüttung,Gesamtauszahlungen,Geldumlaufgeschwindigkeit und Preisanstieg im Jahre 1984

(Angaben in Millionen $)

 
Geldaus-schüttung
 
Monatl.

Zunahme
 
Gesamtaus-

zahlung der

11 grössten

Banken
 
Gesamtaus-

zahlung

anderer

Banken
 
Gesamtaus-

zahlungen
 
Monatl.

Zunahme
 
Umlauf-

geschwindig-

keit
 
Preis

anstieg
 
Preis

anstieg

Index
 
 
1
 
2
 
3
 
4
 
5
 
6
 
7
 
8
 
9
 
   
%90
 
%10
 
%100
 
%
 
5/1
 
%
 

Januar
 
1.517
 
(8,1)
 
9.859
 
986
 
10.845
 
7,1
 
5,3
 
16.137
 

Februar
 
1.492
 
(1,6)
 
8.230
 
823
 
9.053
 
(0,16)
 
6,1
 
3,6
 
16.726
 

Maerz
 
1.623
 
8,8
 
10.460
 
1.046
 
11.506
 
27,1
 
7,1
 
2,3
 
17.111
 

April
 
1.630
 
0,4
 
9.925
 
993
 
10.918
 
(5,1)
 
6,7
 
6,4
 
18.207
 

Mai
 
1.593
 
(2,2)
 
11.776
 
1.178
 
12.954
 
18,7
 
8,1
 
7,3
 
19.547
 

Juni
 
1.837
 
15,4
 
10.473
 
1.047
 
11.520
 
(11,1)
 
6,3
 
0,5
 
19.641
 

Quelle: – Die wöchentlichen Veröffentlichungen der Nationalbank der Türkei

– Die monatlichen Bilanzaufstellungen der grössten 11 Banken

Es ist zu bemerken, daß in den aufgeführten 3 Jahren eine parallele Beziehung zwischen Geldumlaufgeschwindigkeit und Preisanstieg festgestellt werden kann.

Es kann sehr leicht ausgemacht werden, daß in den ersten 6 Monaten des Jahres 1982 in Monaten mit vermehrter Umlaufgeschwindigkeit auch die Inflationsrate anstieg, während bei nachlassender Umlaufgeschwindigkeit auch die Inflationsrate langsamer stieg.

Diese Parallele gilt für alle 6 Monate ohne Ausnahme. In fünf von den sechs ersten Monaten des Jahres 1983, nämlich allen außer April, verläuft die Beziehung zwischen Geldumlaufgeschwindigkeit und Inflationsrate abermals parallel. D.h. in Monaten mit zunehmender Umlaufgeschwindigkeit nahm die Inflationsrate zu, und in Monaten mit abnehmender Umlaufgeschwindigkeit ließ sie ebenfalls nach. Allein im April 1983 sank die Inflationsraten von 3,1% auf 2,2%, obwohl die Geldumlaufgeschwindigkeit von 7,9% auf 9,2% stieg.

Für 1984 gilt weitgehent daßelbe, nur daß das Verhältnis im März und April nicht mehr parallel ist.

Insgesamt ist zu beobachten, daß eine weitgehende Parallelität zwischen Umlaufgeschwindigkeit und Inflationsrate herrscht. In 15 von 18 Monaten kann dieselbe nachgewiesen werden (83,3%).

2.4 SCHLUSSFOLGERUNG

Die oben aufgeführten Fakten zeigen, daß in den ersten sechs Monaten des Jahres 1982, in fünf der ersten Monate des Jahres 1983 und in vier der ersten Monate des Jahres 1984 eine Parallelität zwischen der Umlaufgeschwindigkeit und der Inflationsrate besteht.

 

Außerdem ist ersichtlich, daß man die Geldaußchüttung und den Preisanstiegt nicht direkt miteinander in ein Verhältnis bringen kann. Falls der ständige Anstieg im Geldausschüttungsvolumen nicht gleichzeitig von einem Produktionsanstieg im selben Verhältnis begleitet wird, muß mittel – und langfristig unbedingt ein Anstieg der Inflationsrate folgen. Allerdings ist das kurzfristige Ergebnis nicht dasselbe.

 

In dieser Untersuchung wird bewiesen,daß kurzfristig (in monatlichen Zeitabständen) keine Parallelität zwischen dem Geldaußchüttungsvolumen und dem Preisanstieg bebesteht.Der eigentliche Einflußfaktor in Bezug auf den Preisanstieg ist die Geldumlaufgeschwindigkeit.

Dieses Phänomen läßt sich auf ganz natürliche Weise erklären.Angenommen,die Geldausschüttung ändert sich drei aufeinanderfolgende Monate lang nicht.Falls während dieser Zeit die Geldumlaufgeschwindigkeit höher wird,werden die Preise mit Sicherheit ansteigen. Denn ein Ansteigen der Geldumlaufgeschwindigkeit bedeutet eine gleichzeitige Zunahme der ”gesamten effektiven Nachfrage”,weil durch einen höhere Geldausschüttung der Banken in die Wirtschaft bewirkt wird.

Dieses Mehr an Bargeld sorgt für einen Anstieg der Nachfrage.Und falls diese nicht durch eine erhöhte Produktion abgefangen wird,führt sie zwangsläufig zum Preisanstieg. Vor dieser Untersuchung war der eigentliche ”geldliche” Grund für den kurzfristigen Preisanstieg bei gleichbleibender Geldaußchüttung unbekannt,weil die Geldumlaufgeschwindigkeit nicht genau berechnet werden konnte.

Dieser Grund ,dieser Kausalzusammenhang wurde mit der vorliegenden Untersuchung ans Licht gebracht.

Wir schulden unserem Allmächtigen Herrscher endlosen Dank dafür ,daß es uns beschieden war,den Zusammenhang zwischen der Geldumlaufgeschwindigkeit und dem davon abhängigen kurzfristigen Preisanstieg zu beweisen.

3.DIE UNGÜLTIGKEIT DES GELDVERMEHRUNGSFAKTORS

3.1 EINLEITUNG

Es wird in Frage gestellt, inwieweit die Untersuchung der Weltbank (World Bank) und des Internationalen Währungsfonds (İnternational Monetary Fund) in ihren Ergebnissen die Realität wiederspiegeln.Diese Institutionen beobachten die Geldbewegungen der Entwinglungsländer, worauf sie sich dann in Vorschlägen zur Entwicklungspolitik äußern.

Ein Großteil der westlichen Beobachter, darunter auch die Weltbank, gründete ihre Untersuchungen des Bankensystems auf indikatoren, wie sie in der Tabelle 3.1 aufgeführt sind. Diese Indikatoren stützen sich auf das Saldosystem, zeigen also nicht die tatsächlichen Fondbewegungen.

In der Tabelle 3.1 finden wir u.a. Einzelheiten, die Geldreserven und Geldangebote ergeben und die sich aus dem Kapital im Umlauf, deßen Sicherheiten und Grundfaktoren der Einlagen errechnen lassen.

 

 

3.2 DİE BERECHUNG DES GELDVERMEHRUNGSFAKTORS

Ausgehend von Tabelle 3.1 kann der in den Tabellen 3.2, 3.3 und 3.4 dargestelle Geldvermehrungsfaktor ausgerechnet werden. Dies geschieht auf zwei Wegen.

 

1. Das Geldangebot (Money supply = M) wird durch die Geldreserven (Monetary Base = B) geteilt.


Der Geldvermehrungsfaktor : k
 
M

———-

B
 

 

2. Zwei Verhältniße werden aufgestellt:

a) Erstens das Verhältnis des Kapitals im Umlauf (Money in Circulation =C) zum Gesamtkapital (Total Deposits=D)

 


c =
 
C

——–

D
 

 

Dieses Verhältnis wird mit ‘c” bezeichnet.

 

b) Zweitens wird der andere Bestandteil der Kapitalreserven,die Sicherheiten

(Reserves of Deposit Money Banks = R ) den Gesamteinlagen (Total Deposit = D ) gegenübergestellt.Dieses Verhältnis heißt ” r ”.

 


r =
 
R

——–

D
 

 

Wie diese beiden Gleichungen bei der Berechnung des Kapitalmultiplikators eingesetzt werden,steht unten.

M= C + D

B = C + R

Daher:


k =
 
M

——-

B
 
     C+D

= ——–

     C+R
 

Beide Seiten der Gleichung werden jetzt durch D geteilt:


k=
 
C+D

——

D

———-

C+R

——

D
 
C       D

—- + —-

D       D

=—————-

C       R

—- + —-

D       D
 
C

———- + 1

D

= ———————

C      R

—- + —-

D      D
 

C                    R

—– = c und —— = r Also folgt:

D                    D

          c + 1

k = ————

          c + r

 

Der Multiplikationsfaktor gilt als einer der wichtigsten Schlüßel im Finanzwesen.Wird allerdings diese theoretische Annahme mit tatsächlichen Zahlen verglichen,muß man zu dem Ergebnis kommen ,daß dem Multiplikationsfaktor keine lebenswichtige Rolle bei Geldbewegungen und insbesondere bei der Entstehung der Inflation beigemessen werden kann.

Indem man Daten der Tabelle 3.1 und die obenstehenden Formeln verwendet,gelangt man zu Fakten aus den Jahren 1982,1983, und 1984 (jeweils erstes Halbjahr) ,wie sie sich der Beobachtungsweise westlicher Experten darstellen (Tabelle 3.2 ,3.3 und 3.4 respektiv).

Hier nun die Tabelle und Ergebnisse.

 

Tabelle 3.1

 

Das Kapital im Umlauf (Angaben in Millionen $)

 
1982

Juni
 
1983

Juni
 
1984

Juni
 

1.
 
Geldreserven (B)
 
4,798
 
4,381
 
4,353
 

1.1.
 
Geld im Umlauf
 
1,763
 
1,389
 
1,604
 

1.2.
 
Sicherheiten
 
3,035
 
2,992
 
2,749
 

1.2.1.
 
Verfügbare Sicherheiten
 
1,392
 
1,188
 
1,054
 

1.2.1.1.
 
Kassenbestaende
 
498
 
461
 
305
 

1.2.1.2.
 
frei verfügbares Kapital der Nationalbank
 
122
 
14
 
40
 

1.2.1.3.
 
Obligationen und Schuldscheine
 
772
 
714
 
709
 

1.2.2
 
Nicht verfügbare Sicherheiten
 
1,643
 
1,805
 
1,696
 

1.2.2.1.
 
Bei der Türkischen Nationalbank
 
1,637
 
1,802
 
1,694
 

1.2.2.2.
 
Bei der Staatl. Investitionsbank
 
6
 
3
 
1
 

2.
 
Kapitalangebot (M)
 
12,725
 
11,729
 
10,462
 

2.1
 
M 2
 
9,802
 
9,201
 
8,874
 

2.1.1
 
M 1
 
4,809
 
4,631
 
3,788
 

2.1.1.1.
 
Geld im Umlauf
 
1,763
 
1,389
 
1,604
 

2.1.1.2.
 
Giroeinlagen
 
3,015
 
3,213
 
2,122
 

2.1.1.3.
 
Einlagen bei der Türkischen Nationalbank
 
31
 
30
 
62
 

2.1.2
 
Einlagen mit Kündigungsfrist
 
4,992
 
4,569
 
5,086
 

2.2.
 
Offizielle Einlagen der Bank
 
717
 
833
 
845
 

2.3.
 
Andere Einlagen
 
2,201
 
1,688
 
739
 

2.4.
 
Einlagen bei den Investitionsbanken
 
5
 
9
 
4
 

3.
 
Geld im Umlauf ( C )
 
1,763
 
1,389
 
1,604
 

4.
 
Gesamteinlagen ( D )
 
10,963
 
10,341
 
8,858
 

4.1.
 
Giroeinlagen
 
3,015
 
3,213
 
2,122
 

4.2.
 
Einlagen bei der Türkischen Nationalbank
 
31
 
30
 
62
 

4.3.
 
Einlagen mit Kündigungsfrist
 
4,992
 
4,569
 
5,086
 

4.4.
 
Offizielle Einlagen der Bank
 
717
 
833
 
845
 

4.5.
 
Andere Einlagen
 
2,201
 
1,688
 
739
 

4.6.
 
Einlagen bei den Investitionsbanken
 
7
 
8
 
4
 

5.
 
Sicherheiten ( R )
 
3,035
 
2,992
 
2,749
 

Quelle : Die wöchentlichen Veröffentlichungen der Türkischen Nationalbank

die monatlichen Lageberichte der 11 Grossbanken.

Tabelle 3.2

1 9 8 2

(Angaben in Millionen $)

 
Januar
 
Entwick-

lung

%
 
Februar
 
Entwick-

lung

%
 
Maerz
 
Entwick-

lung

%
 
April
 
Entwick-

lung

%
 
Mai
 
Entwick-

lung

%
 
Juni
 
Entwick-

lung

%
 

1. Geldreserven
 
B
 
4,131
 
4,246
 
2.7
 
4,308
 
1.4
 
4,540
 
5.1
 
4,607
 
1.5
 
4,798
 
4.0
 

2. Kapitalangebot
 
M
 
11,127
 
11,534
 
3.5
 
11,611
 
0.7
 
12,456
 
6.8
 
12,492
 
0.3
 
12,725
 
1.8
 

3.Geld im Umlauf
 
C
 
1,648
 
1,736
 
5.0
 
1,520
 
-14.2
 
1,772
 
14.3
 
1,741
 
-1.8
 
1,763
 
1.2
 

4.Gesamteinlagen
 
D
 
9,478
 
9,799
 
3.3
 
10,091
 
2.9
 
10,684
 
5.5
 
10,750
 
0.6
 
10,963
 
1.9
 

5.Sicherheiten
 
R
 
2,482
 
2,510
 
1.1
 
2,788
 
10.0
 
2,767
 
-0.7
 
2,865
 
3.4
 
3,035
 
5.6
 

 

         C

c = ——-

         D
 
c
 
0.174
 
0.177
 
1.8
 
0.151
 
-17.6
 
0.166
 
9.2
 
0.162
 
-2.4
 
0.161
 
-0.8
 

          R

r = ———-

          D
 
r
 
0.262
 
0.256
 
-2.2
 
0.276
 
7.3
 
0.259
 
-6.7
 
0.267
 
2.8
 
0.277
 
3.7
 

                   M

k= Geld- ——-

multiplikator B
 
=k
 
2.694
 
2.5
 
2.716
 
0.8
 
2.695
 
-0.8
 
2.744
 
1.8
 
2.712
 
-1.2
 
2.652
 
-2.2
 

        1+c

k = ——–

        c+r
 
k
 
2.694
 
2.717
 
 
 
2.695
 
2.744
 
2.712
 
2.652
 

6.Preisindex
 
I
 
21.627
 
3.6
 
22.002
 
1.7
 
22.859
 
3.8
 
23.442
 
2.5
 
23.650
 
0.9
 
23.541
 
-0.5
 

M = C + D

B = C + R

Quelle : Die drei monatlichen Veröffentlichungen der Türkischen Nationalbank

Tabelle 3.3

1 9 8 3

(Angaben in Millionen)

 
Januar
 
Entwick-

lung

%
 
Februar
 
Entwick-

lung

%
 
Maerz
 
Entwick-

lung

%
 
April
 
Entwick-

lung

%
 
Mai
 
Entwick-

lung

%
 
Juni
 
Entwick-

lung

%
 

1. Geldreserven
 
B
 
4.021
 
4.111
 
2,2
 
4.206
 
2,3
 
4.219
 
0,3
 
4.225
 
0,1
 
4.381
 
3,6
 

2. Kapitalangebot
 
M
 
10.530
 
10.689
 
1,5
 
11.119
 
3,9
 
11.278
 
1,4
 
11.569
 
2,5
 
11.729
 
1,4
 

3. Geld im Umlauf
 
C
 
1.387
 
1.392
 
0,4
 
1.358
 
-2,6
 
1.553
 
12,6
 
1.409
 
-10,2
 
1.389
 
-1,5
 

4. Gesamteinlagen
 
D
 
9.143
 
9.296
 
1,6
 
9.762
 
4,8
 
9.724
 
-0,4
 
10.160
 
4,3
 
10.341
 
1,7
 

5. Sicherheiten
 
R
 
2.634
 
2.719
 
3,1
 
2.849
 
4,5
 
2.666
 
-6,8
 
2.816
 
5,3
 
2.992
 
5,9
 

 

         C

c = ——–

         D
 
c
 
0.152
 
0.150
 
-1,3
 
0.139
 
-7,7
 
0.160
 
12,9
 
0.139
 
-15,2
 
0.134
 
-3,3
 

         R

r = ———-

         D
 
r
 
0.288
 
0.292
 
1,5
 
0.292
 
-0,2
 
0.274
 
-6,4
 
0.277
 
1,1
 
0.289
 
4,2
 

                 M

k= Geld- ——-

multiplikator B

 
 
k
 
2.619
 
1,9
 
2.6
 
-0,7
 
2.644
 
1,7
 
2.673
 
1,1
 
2.738
 
2,4
 
2.677
 
-2,3
 

        1+c

k = ——–

        c+r
 
k
 
2.619
 
2.600
 
 
 
2.643
 
2.673
 
2.738
 
2.677
 

6. Preisindex
 
I
 
17.882
 
4.0
 
18.174
 
1.6
 
18.737
 
3.0
 
19.150
 
2.2
 
19.381
 
1,2
 
20.127
 
3,7
 

M = C + D

B = C + R

Quelle : Die drei monatlichen Veröffentlichungen der

Türkischen Nationalbank

Tabelle 3.4

1 9 8 4

(Angaben in Millionen $)

 
Januar
 
Entwick-

lung

%
 
Februar
 
Entwick-

lung

%
 
Maerz
 
Entwick-

lung

%
 
April
 
Entwick-

lung

%
 
Mai
 
Entwick-

lung

%
 
Juni
 
Entwick-

lung

%
 

1. Geldreserven
 
B
 
3.474
 
3.564
 
2,5
 
3.729
 
4,4
 
3.907
 
4,5
 
3.954
 
1,2
 
4.353
 
9,2
 

2. Kapitalangebot
 
M
 
8.550
 
8.866
 
3,6
 
9.416
 
5,8
 
9.617
 
2,1
 
9.947
 
3,3
 
10.462
 
4,9
 

3. Geld im Umlauf
 
C
 
1.238
 
1.219
 
-1,6
 
1.367
 
10,8
 
1.283
 
-6,6
 
1.306
 
1,7
 
1.604
 
18,6
 

4. Gesamteinlagen
 
D
 
7.312
 
7.647
 
4,4
 
8.049
 
5,0
 
8.334
 
3,4
 
8.642
 
3,6
 
8.858
 
2,4
 

5. Sicherheiten
 
R
 
2.235
 
2.345
 
4,7
 
2.362
 
0,7
 
2.624
 
10,0
 
2.648
 
0,9
 
2.749
 
3,7
 

 

         C

c = ——–

         D
 
c
 
0.169
 
0.159
 
-6,2
 
0.170
 
6,1
 
0.154
 
-10,3
 
0.151
 
-1,9
 
0.181
 
16,6
 

         R

r = ———-

         D
 
r
 
0.306
 
0.307
 
0,3
 
0.293
 
-4,5
 
0.315
 
6,8
 
0.306
 
-2,8
 
0.310
 
1,3
 

                M

k=Geld- ——

multiplikator B

 
 
k
 
2.461
 
-2,9
 
2.488
 
1,1
 
2.525
 
1,5
 
2.461
 
-2,6
 
2.516
 
2,2
 
2.403
 
-4,7
 

        1+c

k = ——–

        c+r
 
k
 
2.462
 
2.488
 
 
 
2.525
 
2.461
 
2.516
 
2.403
 

6. Preisindex
 
I
 
16.137
 
5,3
 
16.726
 
3.5
 
17.111
 
2,2
 
18.207
 
6.0
 
19.547
 
6,9
 
19.641
 
0,5
 

M = C + D

B = C + R

Quelle : Die drei monatlichen Veröffentlichungen der Türkischen Nationalbank

3.3 SCHLUSSFOLGERUNG

Zwischen Geldmultiplikator und Preisindex konnte Parallele festgestellt werden.Während

im März 1982 der Geldmultiplikator gegenüber dem Februar um 0.8% abnahm,legte der Preisindex um 3.8% zu. Im April vermehrte sich der Anstieg des Multiplikators um 1.8%,aber der Preisindex fiel auf 2.5% (gegenüber März: 3.8%). Im Mai nahm der Multiplikator um 1.2% ab, der Preisindex stieg um 0.9% .

Im Januar 1983 ist eine Abnahme des Geldmultiplikators um 1,9% festzustellen, aber der Preisindex stieg um 4% Im Februar betrugen die jeweiligen Zahlen 0,7% und 1,6%.Im Mai stieg die Zunahme des Multiplikators von 1,1% (Vormonat) auf 2,4%,und der Preisindex fiel von 2,2% auf 1,2%. Im Juni verringerte sich der Geldmultiplikator um 2,3%, und der Preisindex legt 3,7% zu.

Während im Januar 1984 der Geldmultiplikator um 2,9% nachließ, legte der Preisindex um 5,3% zu. Im Februar stieg die Wachstumsgeschwindigkeit des Multiplikators von -2.9% auf 1.1%, während die Zunahme des Preisindex’ von 5,3% auf 3.5% fiel. Die Wachstumsrate des Multiplikators stieg im März von 1,1% auf 1,5%, während im selben Monat diejenige des Preisindex’ von 3,5% auf 2,2% fiel. Im April sehen die jeweiligen Verhältniße so aus: der Multiplikator fiel von 1,5% auf 2,6%, der Preisindex stieg von 2,2% auf 6%.

In 11 von 18 Monaten ist also keine Parallele sondern eher ein umgekehrt proportionales Verhältnis zwischen Preisindex und Multiplikator zu beobachten. Die Tabellen über die Jahre 1982, 1983 und 1984 zeigen klar und deutlich,daß kurzfristig (in monatlichen Abständen) keine Parallele zwischen Preisindex und Multiplikator herzustellen ist.

D.h. die Werte des Multipliers vom Internationalen Währungsfond (IWF) und der Weltbank haben keine Gültigkeit, wenn sie auf reelle montliche Zeiträume angewendet werden. Das bedeutet für die Entwicklungsländer, daß die vom Internationalen Währungsfonds ausgehenden Empfehlungen nicht auf Tatsachen beruhen. Auch beim IWF und der Weltbank sollte man von denen auf das Saldosystem beruhenden Berechnungen absehen und die in die Wirtschaft fließenden tatsächlichen Gelder stärker berücksichtigen.

Unserem HERRN,der uns beschieden hat, diese Wahrheiten aufzudecken,danken wir unendlich.

4. DER LIQUIDITÄTSMECHANISMUS UND EINIE THEORIEN AUS DEM WIRTSCHAFTSBEREICH

4.1 DIE KEYNES’ SCHE THEORIE

Der Internationale Währungsfonds beobachtet die inflationshemmenden Maßnahmen in der Türkei sehr genau. Nach Jeder Feldstudie empfiehlt er, die restriktive Geldpolitik fortzusetzen und ihre Anwendungen ernsthaft zu überwachen. Auch andere wie die Weltbank, dir Europäische Union, die OECD z.B. beobachten dieses interessante in der Entwicklung befindliche Land aus ihrem jeweiligen Blickwinkel.


Weshalb ist wohl die Türkei weder ein unterentwickeltes Land, sondern eines, das sich in der Entwicklung befindet ?

Die direkte Antwort auf diese Frage ist: In der Türkei kann man das Vorhandensein bedeutsamer volkswirtschaftlicher Faktoren nicht durchweg mit ”nein” abtun. Diese Faktoren sind z.B. Quellen,Investitionen,Arbeit, Produktion und Nachfrage .


Eine nähere Untersuchung ergibt:

1. Quellen -genügend

2. Investitionen -ungenügend

3. Arbeit -ungenügend

4. Produktion -ungenügend

5. Nachfrage -genügend.

Das berühmte Keynes’sche Prinzip basiert auf ungenügend vorhandenen Quellen in den Entwicklungsländern,die angeblich keinen Raum zum Sparen lassen, weil das Gesamteinkommen zur Deckung der täglichen Bedürfnisse verwendet werden müsse. Also sei auch kein Kapital für Investitionen vorhanden, also keine Arbeit. Durch ungenügende Investitionen würde auch nicht genug produziert,durch ungenügende Arbeit sei das Durchschnittseinkommen niedrig,also daher auch die Nachfrage gering.

Natürlich sind hier die ungenügenden Spareinlagen der Hauptfaktor. Denn nach Keynes werden Spareinlagen mit Investitionen gleichgesetzt, es wird also soviel investiert, wie gespart wird. Die Quelle für Investitionen sind demnach Spareinlagen,wenigstens nach dem Keynes’schen Prinzip zu urteilen. Bei allen volkswirtschaftlichen Diskussionen über die Türkei ist man sich einig,daß ungenügende Quellen für Investitionen vorhanden seien,genau wie im Keynes’schen Prinzip dargestellt.Die jeweiligen 5-Jahres-Pläne und die Jahresprogramme basieren auch auf dieser Annahme. Die Frage ist nun, ob die Annahme, in der Türkei gebe es ungenügend Quellen, auf Tatsachen beruht.

Dieses müssen wir verneinen. Es handelt sich um eine theoretische Betrachtungsweise, die auf dem Keynes’schen Prinzip beruht und den Tatsachen nicht entspricht.

Das Bruttosozialprodukt ergibt sich nach Keynes aus zwei Hauptbestandteilen:

1. den Ausgaben

2. den Spareinlagen .

In einem bestimmten Jahr wird ein Teil des Bruttosozialprodukts ausgegeben, der Rest für Investitionen verwendet. Um Kapital zu Investieren, darf es vorher nicht ausgegeben worden sein. Und:Was nicht ausgegeben wurde, zählt als gespart. Da dieses Gesparte die İnvestitionen darstellt, sind Spareinlagen gleich Investitionen.

Da Keynes davon ausgeht, daß sich das Bruttosozialprodukt aus den Bestandteilen Ausgaben und Spareinlagen ergibt und den Standpunkt vertritt, daß theoretisch die Ausgaben hoch und die Spareinlagen niedrig sind, kommt er zu dem Schluß, es werde zu wenig gespart. Niedrige Spareinlagen bewirken niedrige Investitionen ,weil angeblich Spareinlagen gleich Investitionen sind.

Nun belaufen sich in der reellen Wirtschaft tatsächlich die Investitionen immer unter 50% des Bruttosozialprodukts, deshalb sind nach dieser Berechnung folgerichtig immer die Ausgaben höher.

4.1.1. DIE UNGÜLTIGKEIT DES KEYNES’SCHEN PRINZIPS

Dieses Prinzip kann vor vier verschiedenen Ausgangspunkten aus widerlegt werden. Vom Makroökonomischen Standpunkt aus gesehen sind Gelder, die nicht im Sparstrumpf verschwinden, Einlagen.

1. Der Teil des Gesparten, das im Sparstrumpf verschwindet, kann niemals für Investitionen verwendet werden.

2. Was Spareinlagen in Banken anbetrifft, handelt es sich nicht zwangsweise um Investitionen . Denn nicht alle Spareinlagen werden von den Banken als Investitionen weitergeleitet. Also kann auch die Summe von Spareinlagen und Sparstrumfinhalten niemals gleich Investitionen sein.

3. Das Volumen der Einlagen ist kein reeller Faktor; es handelt sich hierbei um reine Zahlen auf dem Papier. Spareinlagen oder überhaupt Bankeinlagen sind kein angesammeltes Bargeld.

Was täglich in die Banken eingezahlt wird,strömt sofort wieder in die Wirtschaft zurück. Es bleibt also nicht auf der Bank.Was jeweils in den Banken als Bargeldreserven liegt, beläuft sich auf unter 5% der Gesamteinlagen.

Die folgende Tabelle zeigt dies.

Tabelle 4.1 Angaben in Millionen $


1982 Juni
 
Bargeldkasse

———————–

Gesamteinlagen
 
498

= ———————-

10 963
 
= % 4,54
 
   
 
 

1983 Juni
 
Bargeldkasse

————————

Gesamteinlagen
 
461

= ———————-

10 431
 
= % 4,46
 
   
 
 

1984 Juni
 
Bargeldkasse

————————

Gesamteinlagen
 
305

= ———————-

8 858
 
= % 3,45
 

Daran sehen wir,daß der Bargeldbestand der Banken immer unter 5% der Gesamteinlagen liegt.

4. Dieses Geld, das von den Banken in die Wirtschaft zurückfließt,wird Ausgaben genannt,wenn es verbraucht wird und heißt Investitionen,wenn es Investiert wird.

D.h :Was wir als Spareinlagen bezeichnen ist großteils im Endeffekt ein Teil der Ausgaben.Die Keynesische Theori dagegen behauptet, Ausgaben gehörten nicht zu den Spareinlagen.

Diese Tatbestände wollen wir im folgenden von einer noch globaleren Sichtweise aus betrachten.

4.1.2 DER THEORETISCHE ANSATZPUNKT BEI BERUCKSICHTIGUNG

VON INVESTITIONEN UND SPAREINLAGEN IST UNGULTIG

Es muß nochmals in aller Deutlichkeit betont werden,daß die klassische Einteilung des Bruttosozialprodukts in Ausgaben und Spareinlagen ein Fehlurteil darstellt.Man kann nämlich reel unmöglich von einem Begriff der Spareinlagen,die Investitionen bilden,sprechen. Da Spareinlagen unter dem Begriff Gesamteinlagen nur dem Papier bestehen,können sie nicht nahtlos in Investitionen übergehen .Das Keynesische Prinzip benennt Investitionen als von Ausgaben getrennt zu betrachtende Gelder.Was nicht ausgegeben wurde,gilt als gespart.In Wirklichkeit aber fließt das als Spareinlagen den Banken anvertraute am selben Tag noch als abgehobenes Geld in Ausgaben ein.

D.h. diese Gelder sind z.T. deckungsgleich.

In Wirklichkeit bestehen die Spareinlagen der Banken nur auf dem Papier.Wirkliches Sparen bedeutet: Geld, das nicht ausgegeben werden soll. Aber tatsächlich zirkuliert, was auf die Konten eingezahlt wird, immerfort in der Wirtschaft.

4.1.3 DIE EIGENTLICHE FORM VON INVESTITIONEN UND AUSGABEN

In Wirklichkeit müßen Anlagen und Ausgaben als untrennbare Teile eines Ganzes gesehen werden. Die Ressourcen werden am selben Tag von den Banken aus der Wirtschaft eingezogen, um von dort sofort wieder in sie zu fließen. Sie stellen die Nachfrage in der Wirtschaft dar.Ob sie nun als Kredite, als Kontenabhebungen, oder wie auch immer von den Banken in die Wirtschaft injiziert werden, sie bedeuten immer ein Bedürfnis der Wirtschaft, sonst würden sie nicht angefordert. Diese Ressourcen sind zum Verbrauch bereit, sie stehen für effektive Nachfrage.

Dieses Bargeldvolumen ist kein in den Banken angesammeltes Sparguthaben, es ist bewegliches Geld , das erst kurz vorher aus der Wirtschaft empfangen wurde. Wie in Tabelle 4.1 nachvollziehbar ist, existiert das Sparguthaben auf den Sparkonten nicht in der Form von Bargeld. Da es also keine reellen Spareinlagen gibt, stellt sich die Frage, welche Ersparnisse Keynes meint, die als Grundlage von Investitionen dienten. Denn auch wenn dieses Geld Spareinlagen genannt würde, so fließt doch der größte Anteil davon in Ausgaben. Das hiesse also, Spareinlagen würden zu Ausgaben, nicht zu Investitionen. Von diesem Blickwinkel aus betrachtet verliert das Keynesische Prinzip seine Gültigkeit. Es ist unmöglich, daß sich Sparguthaben anhäuft, welches dann insgesamt für Investitionen verwendet wird.Tatsache ist im Gegenteil, daß Einlagen der Banken, sobald sie abgehoben werden, zu Ausgaben (wenn ausgegeben) und Investitionen (wenn investiert) werden.

4.2 IN ENTWICKLUNGSLÄNDERN IST EINE RESTRIKTIVE GELDPOLITIK UNGÜLTIG

In hoch entwickelten Ländern gibt es die volle Arbeit . Also ist es sinnvoll, die Produktion auf einem bestimmten Niveau einzufrieren und die Konjunktur nicht noch mehr anzukurbeln. Wenn man dann noch das Geld im Umlauf unverändert läßt, kann eine drohende Inflation verhindert werden. Die Wachstumsrate in hoch entwickelten Ländern, die sowieso niedrig ist, kann somit weiter gedrosselt werden. Kurz gesagt kann in hochentwickelten Ländern eine restriktive Geldpolitik sinnvoll sein.

Aber in Entwicklungsländer mit hohem Bevölkerungszuwachs, hoher Arbeitslosigkeit, ungenügenden Investitionen und ungenügender Produktion gilt diese Denkart nicht. Sie würde bestensfalls die Wirkung einiger Tabletten Aspirin haben. Wenn man in Entwicklungsländern eine restriktive Geldpolitik praktiziert und deren Rahmen die Investitionen drosselt, verschlimmert sich das Konjunkturproblem, das die Produktion abfallen läßt und die Inflationsrate hochtreibt, als auch das Realeinkommen vermindert.

Das Fatalste an diesem Phänomen ist der Effekt, den das Einfrieren des Kapitals mit sich bringt: Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes wird größer. Bei einer Beschleunigung der Geldumlaufgeschwindigkeit ohne gleichzeitiges Anheben des Geldaußchüttungsvolumens ergibt sich eine insgesamt effektiv erhöhte Nachfrage.

Diese erhöhte Nachfrage kurbelt die Inflation an, da aufgrund gedroßelter Investitionen die Produktion nicht schnell genug ansteigt. In dem nun abgeschlossenen II. Teil der vorliegenden Untersuchung wurde bewiesen, daß die von Friedman empfohlene restriktive Geldpolitik die Geldumlaufgeschwindigkeit erhöht und somit auch die Preise steigen, obwohl sich weniger Kapital im Umlauf befindet.


4.3 WAS SIND NACHFRAGEWELLEN ?

4.3.1 DIE REALISIERUNG VON INVESTITIONEN

Falls bewegliche Gelder in Investitionen verwandelt werden können, bedeutet das den ersten Schritt für neue Produktionen. Das Kapital, das von den Banken in die Wirtschaft und wieder zurück in die Banken fließt, könnte zu einem Teil eine bleibende Spur hinterlassen und würde das Anfangsglied einer sich erneuernden Produktionskette bilden.

In diesem sehr beweglichen, dynamischen Umfeld ist es durchaus möglich, einen Teil des Kapitals für Investitionen abzuzweigen, ohne daß die Dynamik gestört wurde.Im folgenden sehen wir, in welchen Wellen diese Bewegung verläuft. In Bezug auf Investitionen gibt es nur zwei Alternativen. Alles andere sind die normalen Kapitaibewegungen der Wirtschaft, einmal abgesehen von Investitionen.

Wichtig ist, daß diese Bewegungen in der Wirtschaft ihre Spuren hinterlaßen, nämlich Investitionen bewirken, die die Produktion und eine Belebung der Konjunktur hervorrufen. Gleichgültig ob Investitionen vorgenommen werden oder nicht, das Kapital in der Wirtschaft befindet sich in ständiger Bewegung. Und falls Investitionen getätig werden, ändert das die Kapitalbewegungen nicht: das Kapital wird dadurch nicht langsamer bewegt oder gar in die Banken zurückgeleitet. Selbst wenn ein Teil davon als langfristige Kredite in die Wirtschaft fließt, kommt es doch am Ausgabetag wieder ins Bankensystem zurück. Die Nachfrage des Tages darauf wird folgerichtig von am Tage darauf aus der Wirtschaft in die Banken fließnden Geldern befriedigt.Unter normalen Umständen verkraftet das Bankensystem alle Abhebungen und genehmigte Kreditanfragen. Trotzdem bleiben Abend für Abend über 300 Millionen $ in den Kaßen übrig (306 Millionen $ z.B. im Juni 1984.)

Also müßen in Entwicklungsländern Teile des beweglichen Kapitals in von diesem Land benötigte Investitionen umgeleitet werden. D.h. das Kapital muß zum Teil in Investitionen fließen.

4.3.2 WIE NACHFRAGEWELLEN ENTSTEHEN

Ob nun investiert wird oder nicht, die Bewegung der Gelder ändert sich nicht. In jedem Fall sehen wir die Entstehung gleicher Wellen. Diese wird im folgenden dargestellt. Wir unterscheiden zwischen Investitionen in immobile und mobile Werte. Beide stellen die Nachfrage dar und auch die effektive Kaufkraft. Das darin investierte Geld hat also die erste Welle erreicht.

Geldaufwendungen für Löhne z.B. jedoch repräsentieren noch keine effektive Nachfrage. Erst wenn die durch Investitionen bedingten Lohnkosten ausbezahlt sind und ihrerseits ausgegeben werden, ergibt sich die Anschlußwelle der reellen Kaufkraft. Dies bedeutet auch zunächst einmal den Abschluß der von den Investitionen ausgegangenen Geldwellenbewegung.

Darauf folgt-und zwar nicht unbedingt unmittelbar- die nächste Welle, nämlich wenn das Bargeld die Anbieter von kommerziellen Waren erreicht hat. Wenn diese Anbieter das Bargeld ihrerseits ausgeben, ist die dritte Welle erreicht. Darauf folgen immer weitere, wenn das Kapital von Hand zu Hand ausgegeben wird. Somit erfüllt das Geld seine Bestimmung, immer neue Kaufkraft hervorzubringen.

Es ist also offentsichtlich, daß die ersten beiden Wellenbewegungen direkt von Investitionen herrühren, die darauffolgenden jedoch die bekannten Handelswellenbewegungen darstellen.

4.3.3 DIE ENTSTEHUNG VON EIGENKAPITAL AUS VORHANDENEN RESSOURCEN

Offensichtlich stehen wir vor einer dynamischen Quelle. Die Diagnose, die Wirtschaft der Türkei kranke aus Gründen des Geldmangels, ist also falsch. Es geht vielmehr darum, die auf seiten der Banken vorhandenen Ressourcen für Investitionen zu nutzen, also nicht in Form von Krediten auszugeben, sondern als Eigenkapital weiterzuleiten.In der Türkei hat es Gelder für Investitionen jederzeit gegeben. Leider wurden sie nicht für Investitionen verwendet.

In Teil V dieser Untersuchung wird bewiesen, daß genügend Reßourcen vorhanden sind. Diese Ressourcen, die die effektive Gesamtnachfrage darstellen, müssen teilweise in Investitionen fließen.Die Inflationsrate wird deshalb nicht steigen, da kein zusätzliches Nachfragevolumen ensteht . Auf der anderen Seite krankt das Vermögen ab dem Beginn der Produktionsphase, weil Investitionen mittels voluminöser hochverzinster Kredite getätigt werden. Diese Krankheit würde ausgemerzt, wenn Kapital nicht in Form von Krediten, sondern als Vermögen nur zu

Investitionszwecken- ausgeteilt würde. Anders ausgedrückt würde man gesunde Investitionsgrunlagen schaffen, indem man den cash flow der Banken teilweise als Vermögen, nicht als Kredit mit hohen Zinsen, in Investitionen leitet. Wir sehen also, es ist unwesentlich, ob Privatpersonen Vermögen besitzen oder nicht.Das Bankensystem pumpt innerhalb von zweieinhalb Tagen die gleiche Menge an Kapital in die Wirtschaft, wie das gesamte Geldaußchüttungsvolumen beträgt. Das Wesentliche besteht nun darin, den nicht verplanten und nicht für nützliche Zwecke gebundenen Teil des Kapitals als Vermögen in Investitionen zu stecken. In welcher Form dies zu geschehen hat, muß erforscht werden.

Das von den Banken aus der Wirtschaft eingezogene Geld, also Gelder, die momentan in der Wirtschaft abkömmlich sind, steht den Banken zur Verfügung. Sie können im Rahmen des Bankengesetzes darüber walten und schalten, wie sie es für richtig erachten. Dies stellt einen Ausgangpunkt für Investitionsmanipulationen in der Wirtschaft dar.Wenn Banken ihre Ressourcen den Investoren als Darlehen zur Verfügung stellen, bedeutet das

Kreditvergabe.Falls nun aber dieselben Ressourcen als Kapitaleinlage von Investitionen verwendet werden, bilden sie einen Teil des Vermögens.Und wenn gar die Banken selbst ihre Ressourcen in ein Projekt investieren, werden aus Banken, die Kapital besitzen, Investoren.

5. ANGABEN ZU DER 1990 IN DER TURKEI IN POTENTIELLE INVESTITIONEN UMLEITBAREN GELDMENGE

5.1 DURCHSCHNITTLICHE TAGESAUSZAHLUNGEN

( LIQUIDITÄTSMECHANISMUS)

In Tabelle 5.1 sehen wir die Gesamtauszahlungen und das Geldumlaufvolumen für die Monate Januar bis Juni der Jahre 1982, 1983 und 1984, bezogen auf die Türkei. Das Gesamtvolumen aller 18 Monate in Höhe von 26.687 Millionen $ wurde durch 18 geteilt und somit das Durchschnittsumlaufvolumen erstellt.

Es wurde davon ausgegangen, daß die Summe der Arbeitstage der Jahre 1982,1983 und 1984 durchschnittlich jährlich 256 Arbeitstage ergibt. Also hätten wir für die betreffenden 18 Monate eine Summe von 384 Arbeitstagen. Wenn man die Gesamtsumme von 241.384 Millionen $ durch 384 Arbeitstage teilt, erhält man die Tagesdurchschnittsauszahlungen.


Indem die Tagesdurchschnittsauszahlungen durch die Durchschnittsgeldumlaufsmenge geteilt wird, kommt man zu dem Ergebnis, daß die Durchschnittauszahlungen täglich 42.4% des Umlaufvolumens betragen. Diese Berechnungen wurden sodann für die betreffenden Jahre einzeln angestellt und der Reihe nach auf 42.8%, 45% und 39.1% festgelegt.Im Durchschnitt sind das 42.3%.

Die Durchscnittstagesauszahlungen betrugen

a) im Jahre 1982 727 Millionen $

b) im Jahre 1983 637 Millionen $

c) im Jahre 1984 522 Millionen $


In der obenstehenden Tabelle sind die Zahlen für Jahr 1990 nicht enthalten. Aber die Berücksichtugung der aufgeführten drei Jahre läßt klare Schlüße zu.Zwischen dem Geldumlaufvolumen und den Durchschnittstagesauszahlungen besteht ein ursächliches Verhältnis (causality).


Tabelle 5.1

Angaben in Millionen $

 
1982
 
1983
 
1984
 
1982, 1983, 1984
 
 
(1)

Gesamt-Aus-

zahlungen
 
(2)

Umlaufs-

volumen
 
(3)

Gesamt-Aus-

zahlungen
 
(4)

Umlaufs-

volumen
 
(5)

Gesamt-Aus-

zahlungen
 
(6)

Umlaufs-

volumen
 
(7)

Gesamt-Aus-

zahlungen
 
(8)

Umlaufs-

volumen
 
       
(1+3+5)
 
(2+4+6)
 

Januar
 
14,835
 
1,650
 
12,650
 
1,386
 
10,802
 
1,234
 
38,287
 
4,270
 

Februar
 
14,419
 
1,736
 
10,643
 
1,393
 
9,053
 
1,218
 
34,115
 
4,347
 

Maerz
 
16,268
 
1,520
 
13,804
 
1,357
 
11,505
 
1,367
 
41,577
 
4,244
 

April
 
16,495
 
1,774
 
17,382
 
1,554
 
10,918
 
1,284
 
44,795
 
4,612
 

Mai
 
15,452
 
1,741
 
10,754
 
1,411
 
12,954
 
1,306
 
39,160
 
4,458
 

Juni
 
15,587
 
1,763
 
16,307
 
1,389
 
11,521
 
1,605
 
43,415
 
4,757
 
 
93,056
 
10,184
 
81,540
 
8,490
 
66,753
 
8,014
 
241,349
 
26,688
 

241,349

629

————–= 42.4%

1,483

——————— = 629 Millionen $ Durchschnittstagesauszahlungen                     (Liquiditaetsmechanismus)

   384 Arbeitstage

   26,688

————— = 1,483 Millionen $ Durchschnittsmonatsumlaufvolumen

   18 Monate


1982
 
1983
 
1984
 
Angaben in %
 

      93.056

————— = 727

128 Arbeitstage
 
     81.539

—————- = 637

128 Arbeitstage
 
      66.753

—————- = 522

128 Arbeitstage
 
42.8+45.0+39.1        126.9

—————— = ————-= %42.3

          3                       3
 

10.184

—————- = 1.697

6 Monate
 
10.184

—————- = 1.697

6 Monate
 
8.014

—————- = 1.336

6 Monate
 
 
 

727

———– = % 42.8

1.696
 
727

———– = % 42.8

1.696
 
522

———– = % 39.1

1.336
 
 
 

Der tägliche Liquiditätsmechanismus fällt nicht unter 39% und steigt nicht über 45%(Durchschnitt: 42%) des Geldumlaufvolumens.Die in der Tabelle oben festgestellten Durchschnittswerte von 42,4% und 42,3 % deuten auf daßelbe Ergebnis hin.D.h. wir haben ein stabiles Verhältnis von 42,3%.

Ende Juli 1990 beträgt die im Umlauf befindliche Geldsumme 13.1 Trillionen Türkische Pfund (Lira). Anfang 1990 beträgt der Dollarumrechnungskurs: 1 $ = 2.362 TL

Der Durchschnittswerte für diese Zeit: 1 $ = 2.517 TL

42,3% von 13,1 Trillionen Lira sind 5.541 Trillionen Lira.Rechnen wir diese Zahl nach dem Durchschnittswert für 2.517 TL = 1 $,erhalten wir den Gegenwert von 2.202 Milliarden $.

Der tägliche Liquiditätsmechanismus betrug also Ende Juli 1990 in der Turkei 2,2 Milliarden $.Es flossen zu diesem Zeitpunkt also täglich 2,2 Milliarden $ von der Wirtschaft in das Bankensystem und daraus wieder in die Wirtschaft zurück.


5.2 GIBT ES NICHT GENÜGEND QUELLEN ?

Zur Zeit verteilen die Banken ihre Reßourcen in der Form von Krediten.Hier in der Türkei ist es bei steigender Inflation durchaus normal,wenn die Banken hohe Zinsen für ihre Kredite verlangen.Denn eine hohe Inflationsrate zwingt zu hohen Einlagezinsen.Wenn diese hochverzinsten Einlagen als Kredite hinausgehen,müßen sie also noch höher verzinst werden.

Hohe Kreditzinsen verhindern wiederum Investitionen,weil bereits in der Investitionsphase Zins gefordert wird.Die nächste Konsequenz ist noch höhere Inflationsrate,weil hohe Handelskreditzinsen die Produktionskosten steigern.Und ohne Investitionen ist keine Steigerung der Produktion möglich.Ohne steigende Produktion kann die Inflation in Entwicklungsländern nicht verhindert werden. In Entwicklungsländern aber zehrt die Inflation beträchtlich am Vermögen.


In der vorliegenden Untersuchung wird bewiesen,daß eine restriktive Geldpolitik,statt die Inflation zu verhindern,das Problem der Zuteilung vergrößert und durch Ankurbeln der Geldumaufgeschwindigkeit die Inflationsrate noch nach oben treibt.


Die Inflation wird immer einen negativen Einfluß auf das Bankensystem haben,weil sie die Gewinnspanne verringert.

Unsere Schlußfolgerung ist daher,daß die Banken ihre vorhandenen Reßourcen nicht für Kredite, sondern für Investitionen verwenden sollten.Falls die Banken nur 5% des Gesamtvolumens,das sie in die Wirtschaft pumpen,in Investitionen umleiten,werden damit alle oben aufgeführten Probleme gelöst.


Aus der Wirtschaft erreichen die Banken Gelder,die am selben Tag von dort wieder zurückgeleitet werden.Wenn man sie ausgibt,zählen sie als Ausgaben,werden sie investiert,gelten sie als Investitionen.

Und wenn Gelder auf Sparkosten fließen,gelten sie von dem Augenblick an als Spareinlagen.Falls dieses Geld auf der Bank bliebe,hätte die Bank soviel Bargeld vorrätig wie die Spareinlagen betragen.In Wirklichkeit gibt es keine entsprechenden Bareinlagen,da ja das Geld auf den Sparkonten am selben Tag die Banken wieder verläßt.D.h. der Nennwert der Sparkosten verschwindet,die Realeinlagen betragen gleich null. Die Banken bewahren in ihrer Kasse nur die gesetzlich vorgeschriebenen Reserven auf.Wir haben bereits festgestellt,daß diese unter 5% der Einlagen betragen.


Das Kapital ist ständig in Bewegung.Bei Einbindung von Kapital in die Wirtschaft sprechen wir von Geldquellen.Kann man in einem Land,wo täglich durchschnittlich 42,3% des Geldausschüttungsvolumens von den Banken an die Wirtschaft weitergeleitet wird,von ungenügenden Geldquellen sprechen ?


Das Kapital,das die Bank erreicht,befindet sich von da an in deren Nutzungsbereich.Diese kann es zu einem ihr genehmen Zweck verwenden.Sie muß nur darauf achten,daß sie die potentiellen Kontenabhebungen verkraften kann.


Stellen wir uns ein Bankensystem vor,das mit nur 5% seines jährlich in die Wirtschaft gepumpten Kapitals mehr Investitionen vorhehmen könnte,als dies bereits von staatlicher und Unternehmerseite her geschieht.Kann da noch von ungenügenden Geldquellen die Rede sein ?


Wenn in der Türkei tatsächlich 5% der seitens der Banken an die Wirtschaft ausgeteilten Reßssurcen mehr betragen als Gesamtinvestitionen der Öffentlichen Hand und der Privatwirtschaft,muß daraus folgen,daß das Problem der ungenügend vorhandenen Quellen für Türkei nicht zutrifft.


Dieses Berechnung wollen wir,auf das Jahr 1990 bezogen,untenstehend anstellen.

5.3 DIE POTENTIELLE TÄGLICHE INVESTITIONSSUMME DES LIQUIDITÄTSMECHANISMUS


Es bedarf keiner ausgeklügelten Methode,um täglich 110 Millionen $ investieren zu können.Desgleichen sind dazu auch keine besonderen Anstrengungen nötig. Die Banken brauchen nur 5% der 2,2 Milliarden $,die sie täglich aus der Wirtschaft erreichen-das wären schon 110 Millionen $- in einige Projekte zu investieren.Dieser Prozeß würde in keiner Weise zu Quellenverknappungen führen.Man würde einfach Tag für Tag 110 Millionen $ von den eingehenden 2,2 Milliarden $ Investitionen abzweigen und dies für jeden folgenden Arbeitstag.

Derzeit geschieht dies noch nicht.Die Gesamtsumme der 2,2 Milliarden $,die die Banken erreichen,kehrt am selben Tag in die Wirtschaft zurück.In Tabelle 5.2 sehen wir,in welcher Form dies abläuft.


Tabelle 5.2

 


 
 
%
 
Millionen $
 

1. Kontenabhebungen
 
80,7
 
1775
 

2. Kredite
 
9,9
 
218
 

3. Nötige Ausgaben
 
4,2
 
92
 

4. Vermeidbare Ausgaben
 
5,2
 
115
 

Summe
 
100
 
2200
 

 

Wenn von den Krediten 2 Wertpunkte und von den vermeidbaren Ausgaben 3 Wertpunkte abgezogen würden,könnte die Investition von 5% der Ressourcen,also von 2,2 Milliarden$ in die Wirtschaft die folgenden Formen annehmen:

Tabelle 5.3

 
%
 
Millionen $
 
1.Kontenabhebungen

2.Kredite

3.Nötige Ausgaben

4.Vermeidbare Ausgaben

5.Investitionen

 
80,7

7,9

4,2

2,2

5,0
 
1.775

174

92

49

110
 

Summe
 
100
 
2.200
 

Auf diese Weise kommt dießelbe Geldmenge in Umlauf und trägt zur Kaufkraft bei,ob nun investiert wird oder nicht.Ohne Investitionen werden also täglich 2,2 Milliarden $ ausgegeben,die der Türkei keinen Nutzen bringen.Dadurch wird nur die Nachfrage insgesamt erhöht und die Inflation angekurbelt.


Also werden derzeit diese Gelder nicht investiert,sondern direkt in die Wirtschaft geleitet. Dynamisches Kapital wird nur ausgegeben und angelegt. Aber offensichtlich gibt es also Geldquellen.Wenn täglich 2,2 Milliarden $ aus der Wirtschaft ins Bankensystem und zurück fließen,könnten die Banken leicht 110 Millionen $ davon selbst anlegen.Die Quellen bilden sich ja täglich neu,wovon wie gesagt auch täglich 110 Millionen $ angelegt werden könnten.


5.4 DIE POTENTIELLE INVESTITIONSSUMME FUR 1990


Wie bekannt geht das Geld in der Hand der Banken in deren Treuhand über.Die Banken sind lediglich verpflichtet,ihre Sicherheitsreserven einzubehalten und Gegenwert der Abhebungen auszuzahlen.Was darüber hinausgeht,können sie nach eigenem Ermessen handeln,also über Kapitaleingänge nach Belieben verfügen.Wenn man nun davon ausgeht,daß im Jahre 1990 das von den Banken in die Wirtschaft geleitete Kapital bei 256 Arbeitstagen täglich 2,2 Milliarden $ beträgt,kommt man auf eine Summe von 2,2 Milliarden $ X 256 Arbeitstage = 563,2 Milliarden $

Von diesem Geld werden zur Zeit durchschnittlich 80,7% für Abhebungen,9,9% für Kredite, 4,2% für Auslagen und nützliche Belange und 5,2% unnötige Belange verwendet. Untenstehend in Tabelle 5.4 folgt die Auflistung.


Tabelle 5.4

 
%
 
Milliarden $
 
1.Abhebungen

2.Kredite

3.Auslagen und nützliche Belange

4.Unnötige Belange

 
80,7

9,9

4,2

5,2
 
454,5

55,7

23,7

29,3
 

Summe
 
100
 
563,2
 

80,7% dieses Geld,nämlich die Abhebungen,dürfen und können nicht angetastet werden.Auch an den 4,2% für Auslagen und nützliche Belange kann nichts geändert werden.Anders sieht es jedoch mit den verbliebenen 15,1%(9,9% Kredite und 5,2% unnötige Ausgaben) aus.Damit können die Banken nach eigenem Gutdünken verfahren.

Sie könnten z.B. 2 Wertpunkte der Kredite und 3 Wertpunkte der unnötigen Ausgaben (d.h. 5% der Ressourcen) jährlich investieren. Dann sähe die Tabelle der Bankenausgaben wie folgt aus:


Tabelle 5.5

 
%
 
Milliarden $
 
1.Abhebungen

2.Kredite

3.Auslagen und nützliche Belange

4.Unnötige Belange

5.Investitionen

 
80,7

7,9

4,2

2,2

5,0
 
454,5

44,5

23,7

12,4

28,1
 

Summe
 
100
 
563,2
 

Es ist also offensichtlich,daß dem Bankensystem im Jahre 1990 nach Belieben verfügbare Ressourcen von insgesamt 15,1% ihres Umsatzes zur Verfügung stehen.In Zahlen ausgedrückt sind das 85 Milliarden $.Wenn nur 1:3 davon angelegt würde,hätten die Banken ein potentielles Eigeninvestitionskapital von 28,1 Milliarden $. Das Markante daran ist,daß sich die Banken bei diesen Investitionen weder einschränken noch verminderte Geldquellen hinnehmen müssten.

5.5 DIE GESAMTINVESTITIONEN IM JAHRE 1990 IN DER TÜRKEI VERGLICHEN MIT DEM INVESTITIONSPOTENTIAL DER BANKEN

Die für das Jahr 1990 von der Staatlichen Planungsorganisation in ihrem Programm vorgesehene Investitionssumme stellt sich folgendermaßen zusammen:


Tabelle 5.6

 
Millionen $
 

Öffentliche Investitionen
 
11.175
 

Privatsektor Investitionen
 
14.269
 
 
25.444
 

Quelle : Das Jahresprogramm der Staatlichen Plannungsorganisation, Tabelle 31.

Wir hatten vorher ausgerechnet,daß die potentielle Investitionßumme der Banken 28,1 Milliarden $ betrüge.Offensichtlich ist also,daß die Banken im Jahre 1990 in der Türkei 28,1 Milliarden $ in Anlage stecken könnten.Das veranschlagte Investitionspotential für die gleiche Zeitspanne beträgt hingegen 25,4 Milliarden $,und zwar für die Öffentliche Hand und Privatsektor zusammen.

Das bedeutet,daß das Bankesystem in der Türkei ein höheres Investitionspotential hat als der Staat zusammen mit dem Privatsektor.Und dieses großartige Ergebnis,diese furchtbare Maßnahme wäre ohne größere Einschränkungen möglich,indem einfach 5% des Umlaufkapitals in Anspruch genommen würde.

Im Prinzip heißt das,es wäre theoretisch möglich,im Jahre 1990 in der Türkei die Investitionen zu verdoppeln.

ZUSAMMENFASSUNG

1.Es gibt zwei Geldströmungen, von denen eine Kapital aus dem Bankensystem in die Wirtschaft und die andere aus der Wirtschaft ins Bankensystem pumpt. Diesen Geldverkehr nennen wir Liquiditätsmechanismus.


2. Im Jahre 1990 beträgt das an einem Tag von den Banken an die Wirtschaft ausgeschüttete Kapital 2,2 Milliarden $. Das aus der Wirtschaft in die Banken zurückfließende Kapital beträgt ebenfalls 2.2 Milliarden $. Der Kapitalfluß dieser beiden Strömungen ist für jeden einzelnen Tag jeweils gleich.


3. Der gesamte Bargeldumsatz in der Türkei beträgt für das Jahr 1990 563,2 Milliarden $.

4.Wenn die Banken nur 5% ihrer gesamten Bargeldausgaben von 563.2 Milliarden $ investieren würden, könnten sie 28,1 Milliarden $ anlegen. Diese Anlagesumme ist 2,7 Milliarden $ höher als die der Öffentlichen Hand und des Privatsektors zusammen (25,4 Milliarden $).

5. Also sind ausreichend Quellen vorhanden.Nur werden diese Quellen nicht den Investitionen zugeführt.

6. Der Liquiditätsmechanismus beträgt 42,2% des täglichen Umlaufvolumens.Das Bankensystem pumpt also alle zweieinhalb Arbeitstage Geld in der Höhe des Umlaufvolumens in die Wirtschaft.

7. Die reelle Geldumlaufgeschwindigkeit wurde erstmal mit dieser Untersuchung ermittelt und es wurde festgestellt,daß die tatsächliche Umlaufgeschwindigkeit des von den Banken an die Wirtschaft weitergeleiteten Kapitals während dreier Jahre monatlich zwischen 6,1 und 9,2 schwankte.D.h.: In der Türkei pumpt das Bankensystem monatlich im Durchschnitt 7,7 mal soviel Geld in die Wirtschaft,wie das Umlaufvolumen an sich beträgt.


SCHLUSSFOLGERUNG

Mit dieser Untersuchung wurde bewiesen:

1. Die Unhaltbarkeit des Keynesischen Prinzip von der Gleicheit der Spareinlagen und Investitionen.

2. Der Trugschluß der Anwendbarkeit von Friedmans ”restriktiver Geldpolitik” in Entwicklungsländern.

3. Die Unhaltbarkeit des Keynesischen Prinzip der ”ungenügenden Geldquellen in Entwicklungsländern”.

4. Die Beziehungslosigkeit zwischen Inflation und Geldumlaufvolumen für kurze Fris- ten.Dagegen eine Parallelität zwischen Geldumlaufgescwindigkeit und Umlauf volumen.

5. Die reelle Meßbarkeit der Geldumlaufgeschwindigkeit mit konkreten Ergebnißen für die Türkei.

6. Nicht nur die Unhaltbarkeit des Keynesischen Prinzip und der Theorie Friedmans, sondern auch die tatsächliche Entstehung von dynamischen Fonds und die darauffolgenden Nachfragequellen.

7. Der Trugschluß,Einzahlungen auf Konten der Banken seien Spareinlagen,da diese ja am gleichen Tag wieder von den Banken in die Wirtschaft weitergeleitet werden.

8. Die Umwandlung dynamischer Fonds,deren Ursprung die Banken sind,in Ausgaben (falls ausgegeben) und in Anlagen (falls angelegt).

9. Die Tatsache,daß solange die Reßourcen der Banken in Form von Krediten die Wirtschaft erreichen,in Ländern mit hoher Inflatyonsrate hohe Kreditzinsen Investitionen hemmen,höhere Produktion verhindern und zu vermeidbarem Preisanstieg (Inflation) führen.

Durch diese Untersuchung ergibt sich klar und eindeutig,daß das Bankensystem in Vermögen investieren sollte anstatt Kredite vu vergeben.


Die Zeit in den islamischen Entwicklungsländern der neunziger Jahre ist reif dafür,von althergebrachten Methoden abzusehen und von den potentiellen Möglichkeiten der Geldflüsse zu profitieren,damit diese Länder einen dritten Machtblock bilden können.


Der Islam ist in unseren jetzigen Zeit schon ein dritter Machtblock.Er ist jedoch noch zu keiner bewußten Einheit geworden.

Alle Welt fürchtet den Tag,an dem diese potentielle Macht in naher Zukunft die erste Kraft auf der Welt wird. Dieser Tag ist nicht mehr fern.
Wir schulden ALLAH endlosen Dank und Anbetung,da ER uns diese Untersuchung eingegeben und der islamischen Welt geschenkt hat.

Iskender Ali Mihr

(Iskender Erol Evrenosoglu)

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